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Sie kommen aus Russland, Italien, den USA und sogar aus Indien: Pilger beim Beten in der Geburtskirche in Bethlehem.
Weihnachten war in den letzten Jahren für die Bürger von Bethlehem eher ein Grund zum Klagen als zum Feiern, jetzt haben sie keine Erklärung dafür, wieso seit einigen Monaten plötzlich wieder die Touristen hereinströmen, obwohl die politische Lage sich doch nicht verändert hat.
"Im November war es hier voller Menschen, es war der beste November seit sechs Jahren", wundert sich Fremdenführer Nasser Alawi, der bei der Geburtskirche gerade von einer japanischen Familie angeheuert wird. "Wir hatten täglich 100 Busse, wir hatten sehr, sehr viel Arbeit." Die Besucherzahlen liegen zwar noch immer um 40 Prozent unter dem Rekord von 1999, auf den die bitteren Intifada-Zeiten folgten, aber unten in der Grotte, wo der Überlieferung nach Jesus Christus geboren wurde, stehen die Pilger wieder dicht gedrängt. Ein Priester aus Singapur stimmt Gebete und Gesänge an, über die engen Steintreppen drängen Gruppen aus Italien, Russland, Indien und den USA.
Alle Betten ausgebucht
Draußen sind Drähte mit bunten Glaskugeln über den Krippenplatz gespannt, und in aller Früh, bevor er wieder vollgeparkt ist, kehren Reinigungstrupps den Schmutz vom Vortag weg. "Frohe Weihnachten wünscht die Fatah-Bewegung von Bethlehem", steht auf einem Banner, das vom Gebäude des "Friedenszentrums" hängt. Auf dem Korridor des Rathauses blinken rote Lämpchen auf einem Weihnachtsbaum und Victor Batarseh klingt zufrieden.
"Voriges Jahr waren die Hotels nur zu 20 Prozent ausgelastet, heuer sind es mehr als 40 Prozent, und um den Heiligen Abend herum sind alle Betten ausgebucht", berichtet der 73-jährige Bürgermeister. Er ist der palästinensischen Regierung dankbar, weil sie vor wenigen Tagen nicht nur 50.000 Dollar für die Weihnachtsdekorationen überwiesen hat, sondern auch 500.000 Dollar für die Stadtbeamten.
"Damit konnte ich die Oktobergehälter zahlen, und am Tag vor Weihnachten zahle ich die Novembergehälter." Vergrämt ist Batarseh aber über das, was er den "Boykott" durch die Schwesternstädte in Europa nennt - Bethlehem bekommt keine Hilfsgelder für Bauprojekte mehr, weil fünf Stadtratsmitglieder von der radikal-islamischen Hamas gestellt werden. Dass der römisch-katholische Batarseh Bürgermeister des 32.000-Seelen-Städtchens ist, obwohl der Bevölkerungsanteil der Christen unter 30 Prozent liegen dürfte, ist einer Sonderregelung für Bethlehem zu verdanken, wonach das Bürgermeisteramt für Christen reserviert ist.
"Alles hängt von den Medien ab"
Doch vielleicht liegt es paradoxerweise gerade an der Hamas, wenn Bethlehem jetzt ein bisschen aufatmen kann. Weil die Islamisten den Gazastreifen übernommen haben und Präsident Mahmud Abbas mit ihnen gebrochen hat, wird das Westjordanland weniger als Kampf- und mehr als Hoffnungsgebiet wahrgenommen.
"Alles hängt von den Medien ab", weiß Bassam Ibrahim, der den zur Kirche hastenden Pilgern Halsketten aus bunten Halbedelsteinen anbietet. "Wenn die Medien zeigen, wie es hier wirklich ist, dann denken sich die Leute, es ist in Ordnung, hier zu sein."