2007 war nicht das Jahr des Norbert Darabos. Erst der neue Job - Verteidigungsminister - dann auch noch der lästige Eurofighter-Streit. derStandard.at hat Daraboschs geheime Tagebücher ausgegraben: Wie der Minister lernte, die Flieger zu lieben - Ein Jahresrückblick.

Liebes Tagebuch,

Langsam glaube ich, das Verteidigungsministerium ist gar nicht das superste Ressort in der Regierung. Der Fredl besteht zwar darauf, dass ich großes Glück habe, aber die Bures Dorli und der Molterer Willi tuscheln immer so blöd wenn ich vorbeigehe. Letztesmal hat mir die Andrea Kdolsky in der Pause im Parlament mein Jausenbrot weggenommen und gemeint, ich muss mich ja eh abhärten, weil ich jetzt beim Bundesheer bin. Und damit nicht genug, erfahre ich jetzt auch noch, dass irgendwer diese blöden Flugzeuge bestellt hat. Werde die wieder verkaufen und damit eine Universität im Burgenland bauen.

Liebes Tagebuch,

Es ist nicht zu glauben: Alles tun sie so als wäre ich schuld, dass wir jetzt Eurofighter bekommen. Dabei habe ich doch ohnehin versucht, mit EADS zu reden. Habe ihnen von der burgnländischen Uni und meinen Träumen erzählt, aber die haben nur gelacht. Habe aber todesmutig und mit langen Reblaus-Gesängen eine Reduktion von 18 auf 15 Stück erreicht. Damit geht sich zumindest eine kleine Fachhochschule aus. Fahre jetzt wieder heim und lasse mich feiern.

Liebes Tagebuch,

Ich bin wirklich eine arme Haut. Niemand will etwas von meinem schönen Verhandlungserfolg wissen. Stattdessen muss ich mich in einem Untersuchungsausschuss, in dem ich so gut wie kein Wort verstehe, von lauter eigenartigen Leuten beschimpfen lassen. Die Mizzi Fekter war schon mal netter zu mir, und der Peter Pilz tut jetzt so, als hätte es unsere gemeinsamen Gesänge am Lagerfeuer des linksbewegten Sommerlagers nie gegeben. Habe ihn außerdem im Verdacht, dass er mir ein "Make love, not war"-Pickerl auf mein Auto geklebt hat. Dabei weiß er doch genau, wie schwer das wieder runtergeht.

Liebes Tagebuch,

Ich habe alles versucht, was in meiner Macht stand, aber es war vergeblich. Auch mein Sitzstreik auf der Landesbahn des Flughorst Hinterstoisser hat nichts gebracht, im Gegenteil: Das Sicherheitspersonal dort wollte partout nicht glauben, dass ich der Minister bin, bis mein Chauffeur für mich gebürgt hat. Werde jetzt also gute Miene zum bösen Spiel machen und so tun, als wären die Flieger eh voll fesch. Fredl Gusenbauer hat gemeint, die Leute vergessen schnell und ich werde dann als "Retter der Neutralität" und so in die Geschichte eingehen.

Liebes Tagebuch,

Ich bin ja so aufgeregt: Er ist da! Schmuck und frisch poliert, hört auf den Namen Austrian single 001. Was meine Freude ein bisschen trübt, ist die Tatsache, dass das Bundesheer mir nach meiner gescheiterten Sitzblockade etwas skeptisch gegenüber steht. Es war aber, da bin ich mir sicher, trotzdem keine Absicht, dass sie mich genau während der Ankunft des ersten Fliegers in dem kleinen Panzer, den ich besichtigen durfte, vergessen haben. Auch dass er von außen zugesperrt war muss ein Versehen gewesen sein. Egal, so etwas besonderes kann das Fest ja nicht gewesen sein - es kommen ohnehin noch 14 andere.

Liebes Tagebuch,

Das Volk - so habe ich mir sagen lassen - liebt die neuen Flugzeuge. Mit frenetischem Jubel wurde auch der zweite Eurofighter in seiner neuen Heimat begrüßt. Mindestens sieben Personen waren da, um das Schmuckstück gebührlich zu empfangen, und das ist immerhin schon mehr, als mir bei meiner Angelobung zugejubelt haben (und das will etwas heißen). Sie sind aber auch echte Schönheiten, und die Chance ist gut, dass sie noch länger so appetitlich sauber bleiben: Schließlich haben wir noch keine Piloten, die sie fliegen könnten. Aber unter uns gesagt: So kann wenigstens nichts daran kaputtgehen, sollen sie ruhig noch in ihren Garagen stehen bleiben.

Liebes Tagebuch,

War jetzt endlich auch einmal die Piloten im Fliegerhorst besuchen. War sehr interessant, ich habe viel Neues gelernt. Zum Beispiel, dass das gar nicht so einfach sein dürfte, die Dinger zu fliegen. Der nette Major hat gemeint das ist so wie Lastwagenfahren, nur mit mehr Wind und mehr Knöpfen im Cockpit. Aber für die Luftraumdings, die Sicherung halt, ist uns eben nichts zu schade, da dürfens auch mal mehr Knöpfe sein. Da bin ich spendabel. Und wenn die Flieger dann unsere Grenzen verteidigen, gegen den Osten, oder wer halt dann gerade der Böse ist - dann werden wir schon sehen, dass es sich ausgezahlt hat!

Liebes Tagebuch,

Es ist Ende Dezember, und mein schönstes Weihnachtsgeschenk ist angekommen: Der fünfte Eurofighter, der auf den klingenden Namen AS004 hört. War natürlich wieder an der Landebahn, um zu jubeln und meine Fähnchen zu schwenken, das tolle ist, dass ich dazu reichlich Platz habe. Außer mir und einem Fotografen, den ich beordert habe, um Material für meine Memoiren zu knipsen, war auch diesmal niemand dort. Die netten Rekruten am Flugplatz kennen mich schon und geben mir immer etwas von Ihrer Ration Dosengulasch aus dem Metallgeschirr ab. Ich bin eben einer von ihnen. Überlege, eine Sonderanfrage beim Bundesheer zu stellen, ob ich ausnahmsweise meinen Grundwehrdienst jetzt noch nachholen kann. Inzwischen übe ich Liegestütze. (az, derStandard.at, 21.12.2007)