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Zwei der 82 Yachten, die sich, vorne weg die 30 Meter langen Maxis, in Sydney auf die 628 Seemeilen lange Reise nach Hobart machten.

Foto: Getty Images/ Ezra Shaw
Sydney/Wien – Vor der Küste von Neusüdwales zieht eine warme Strömung Richtung Süden. Sie fließt mit einem Tempo von zwei bis zu vier Knoten dahin, so 15 bis 30 Meilen vom Festland entfernt. Je kleiner des Seglers Schiff ist, desto intensiver wird seine Suche nach diesem Förderband, denn je geringer die Rumpfgeschwindigkeit ist, desto größer ist vergleichsweise der Zusatznutzen. „Die Strömung ist umsonst“, sagt Roger Hickman, „und jeder Yachty liebt es, etwas umsonst zu bekommen.“ Hickman gewann zweimal die Gesamtwertung von Sydney-Hobart, die sich aus einem Handicapsystem errechnet, und die also auch kleinere Schiffe gewinnen können.

Jene, die die sogenannte Line Honours anstreben, jene Ehre, die dem Schiff gebührt, das als erstes die Ziellinie im Hafen von Tasmaniens Hauptstadt Hobart überquert, sind an der Strömung nur mäßig interessiert. Mike Slade, Skipper der 98 Fuß langen Maxiyacht City Index Leopard, eines der Mitfavoriten: „Das Schwierigste, was du einem Taktiker beibringen musst, der von einem kleinen auf ein großes Schiff wechselt: Vergiss die Strömung. Wir haben jenen Kurs zu suchen, auf dem wir das höchste Tempo erreichen.“ Die britische Leopard ist bei idealen Verhältnissen mit 26 Knoten unterwegs.

82 Yachten starteten am Mittwoch, einem wunderbaren Sommertag, in Sydney zur 63. Auflage des Klassikers. Im und über dem Wasser spielte es sich ab. Hubschrauber mit Fotografen und TV-Filmern schwirrten durch die Luft. Hunderte Motorboote, die die Yachten begleiteten, machten aus dem Hafen von Sydney einen riesigen Whirlpool. Das Rennen führt über 628 Seemeilen, und gleich nach dem Start übernahm die australische Titelverteidigerin Wild Oats XI die Führung, gefolgt von den Maxi-Kolleginnen City Index Leopard und der ebenfalls aus Australien stammenden Skandia. Die Wild Oats hat zuletzt zweimal en suite die Line Honours gewonnen, und seit 2005 hält sie den Streckenrekord – einen Tag, 18 Stunden, 40 Minuten und zehn Sekunden.

Andere Rekordjagd

Ein neuer Streckenrekord ist unwahrscheinlich. Leichte Winde sind vorausgesagt in der Tasmanischen See, die es auch ganz anders kann. 1998 kamen in einem schweren Sturm sechs Segler ums Leben, und viele verdankten ihr Überleben einer gigantischen Rettungsaktion. Bob Oatley kann aber mit seiner Wild Oats einen anderen Rekord einstellen. Erst einmal schaffte eine Yacht drei Siege en suite. Die Morna gewann 1945, 1946 und 1947. Dabei ist der Wild Oats heuer Übles widerfahren. Beim Maxi Yacht Rolex Cup im September vor Sardinien erlitt sie einen Mastbruch.

Die Designer zogen insofern einen Nutzen daraus, als sie einen leichteren Mast konstruierten, der noch dazu mehr Segelfläche bei Amwindkursen beschert. Ein anderer Mitfavorit, die Maximus des Neuseeländers Bill Buckley, scheiterte schon auf der Anreise aus Auckland. Ob schwerer Schäden an der Kielaufhängung musste Buckley seine Meldung zurückziehen. (Benno Zelsacher - DER STANDARD PRINTAUSGABE 27.12. 2007)