Oberstdorf – Die Vierschanzen-Tournee hat einen erklärten Favoriten: Thomas Morgenstern ist mit sechs Siegen in sieben Bewerben die Nummer eins im Springer-Zirkus, der am Sonntag (16.30, live in ORF 1) in Oberstdorf die 56. Tournee-Auflage eröffnet. Der 21-jährige Kärntner will sich zum ersten ÖSV-Gesamtsieger seit Andreas Widhölzl 1999/2000 küren. „Ich habe mit der Tournee eine Rechnung offen“, sagt Morgenstern. Es hat für ihn bis dato zu vier zweiten Plätzen (zweimal Oberstdorf, Garmisch, Innsbruck) und zu den Gesamträngen drei (2005) und vier (2004, 2007), aber noch zu keinem Sieg gereicht. Die Chancen des Doppel-Olympiasiegers könnten nicht besser sein. Viele meinen, dass Morgenstern just durch das Ende seiner Siegesserie gerade rechtzeitig eine zusätzliche Last genommen wurde.

ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner bleibt bei seinem ursprünglichen Tournee-Ziel, das da lautet: ein Gesamtrang unter den Top drei und ein Tagessieg. Man könnte sagen, Pointner stapelt tief. Er sagt: „Wir brauchen nicht tiefzustapeln, denn wir haben die ersten Vier der Weltcup-Gesamtwertung.“ Immerhin sagt Pointner auch, dass ein Tourneesieg „möglich ist“. Der Coach nennt Morgenstern („Er kann mit Druck umgehen“) sowie dessen Zimmerkollegen Andreas Kofler die Stützen des Teams. Bei dem 23-jährigen Tiroler habe sich die tiefe Enttäuschung über den durch einen Sturz verpassten Sieg in Engelberg zum Positiven gewendet.

Gregor Schlierenzauer (17), in der Vorsaison Gesamt-Zweiter hinter dem Norweger Anders Jacobsen, kann laut Pointner unbeschwert springen. Als vierter ÖSV-Springer hat Wolfgang Loitzl in dieser Saison einen Podestplatz erreicht, womit das ÖSV-Team bei sechs Siegen, fünf zweiten und drei dritten Rängen hält. Ansonsten kamen nur der Schweizer Engelberg-Sieger Andreas Küttel, die Norweger Tom Hilde (dreimal Dritter) und Björn Einar Romören sowie der Finne Janne Ahonen (zweimal) in die Top drei. Wenn Ahonen gewinnt, avanciert er mit seinem fünften Gesamtsieg zum alleinigen Tournee-Rekordler. Freilich wären da das Wörtchen „wenn“ und die Österreicher. (APA, red - DER STANDARD PRINTAUSGABE 27.12. 2007)