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Die Wettleidenschaft bei Pferderennen ist beim Österreicher nie so richtig angesprungen. Frank Stronach will deshalb das weitläufige Gelände auch für Forschungszwecke rund um den Automobilbau nutzen.

Foto: Reuters
Rund um die glücklose Galopprennbahn in Ebreichsdorf will Magna ein Forschungszentrum aufbauen. 91 Hektar des 250 Hektar großen Geländes hat Magna International bereits erworben. Der Großraum Wien gilt als attraktiver Standort.

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Wien/Toronto – Knalleffekt um die Nachnutzung des weitläufigen Geländes rund um die verlustreiche Galopprennbahn Magna Racino: Kurz vor Weihnachten hat Magna Entertainment Corp. (MEC), die Gesellschaft, in der Pferderennen und Wettgeschäft gebündelt sind, den teilweisen Verkauf des Geländes bekanntgegeben. Der Käufer: Der Auto-Zulieferkonzern Magna International Inc. (MII), der es, so der Analystenbrief, für sein "automotives Geschäft" verwenden will.

Nicht bestätigten Gerüchten zufolge soll dort ein Forschungszentrum rund um den Automobilbau errichtet werden. Konkret soll es sich um das Gelände handeln, das zwischen Galopprennbahn und Bundesstraße derzeit brach liegt.

Magna-Sprecher Daniel Witzani will diese Informationen aus dem Konzern weder bestätigen noch dementieren: "Es gibt verschiedene Überlegungen betreffend die Nutzung des Geländes", sagt er zum STANDARD. Mehr ist ihm nicht zu entlocken.

Insider meinen, dass das Zentrum für Engineering in Graz – das größte im Imperium von Frank Stronach – von den neuen Plänen nicht betroffen sei. Einige Beobachter tippen vielmehr auf das Thema Werkstofftechnologie – dabei geht es vor alle darum, die Autoteile leichter zu machen. Über den Umfang der Investition und die Zahl der künftigen Entwickler in Ebreichsdorf war am Feiertag weder bei Magna noch beim Land Niederösterreich etwas in Erfahrung zu bringen.

Umwidmung nötig

Erwartet wird, dass eine Umwidmung bei Gemeinde und Land leicht zu erreichen wäre: Zwar darf derzeit auf dem Gelände nicht zugebaut werden, jedoch wird erwartet, dass bei einem Forschungszentrum eine solche Umwidmung zu erhalten ist.

Jedenfalls wird in der Branche getippt, dass Magna die Vorteile des Großraums Wien nützen wolle. Besser andocken will Magna offenbar an die Ausbildungsmöglichkeiten der Metropole sowie an die starken automotiven Aktivitäten im grenznahen Bereich in der Slowakei und in Ungarn. Der bestehende Autocluster Vienna Region (ACVR) zählt nach eigenen Angaben bereits 36.000 Beschäftigte und reicht damit dem Standort Graz fast das Wasser.

Ebreichsdorf bestätigt Teilungspläne

Der Bürgermeister von Ebreichsdorf, Josef Pilz (Bürgerliste), bestätigte unterdessen am Donnerstag Teilungspläne auf dem Areal der Galopprennbahn. Pilz sagte, er habe keine Kenntnis darüber, was Magna International auf dem Gelände plane. "Es wäre schön, wenn etwas passiert", so der Bürgermeister am Donnerstag.

Platz für die Rennbahn würde es trotz des Ankaufs genügend geben, so Pilz. Hinsichtlich einer möglichen Flächenumwidmung meinte der Bürgermeister: "Wenn es ein sinnvolles Projekt ist, wird die Gemeinde jederzeit reagieren."

Große Freude dürften die die Aktionäre der MII mit der Entscheidung nicht haben; der Kaufpreis für das Teilstück in Ebreichsdorf belief sich auf 20 Millionen Euro. Während der Autokonzern Gewinne schreibt, schrammt die MEC weiterhin knapp an der Verlustzone vorbei. MEC-Chief Financial Officer Blake Tohana wertete den Schritt als erste Entschuldungsaktion für die MEC; weitere würden folgen.

Als vor einigen Jahren vom Magna-Konzern die Immobilienaktivitäten in die MID (Magna International Development) sowie in die Entertainment-Schiene MEC – alle drei börsenotiert – abgetrennt wurden, schloss die Gruppe Querfinanzierungen an die verwandten Gesellschaften aus. Dieses "Stillhalteabkommen" ist 2006 abgelaufen. Die Perspektiven der MID wurden von Analysten aufgrund der Immobilienkrise in den USA zuletzt merklich verhalten angenommen, heißt es. (Andreas Schnauder, Johanna Ruzicka, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.12.2007)