In Lech eröffnete eines der schönsten Restaurants des Alpenraums. Aus der Küche kommen große Braten, die auch so schmecken.

Foto: Gerhard Wasserbauer
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Von außen mag der Almhof Schneider, ein luxuriöses Hotel in Lech am Arlberg, wie eine von vielen massiv rustikalen Bettenburgen aussehen, die schon vor Jahren in den Schnee gepflanzt wurden. Ist man einmal drinnen, verfliegt dieser Eindruck schnell. Juniorchef Gerold Schneider und seine Frau Katia, die Architektin ist, haben große Teile des Hotels, von den Zimmern über Speisesaal, Bar und Spa-Bereich bis hin zum aberwitzig schnittigen Skischuhraum (der ein tolles Set für einen Bond-Film abgäbe!) in Zusammenarbeit mit dem Londoner Architekten Anthony Collett so gestaltet, wie man das von österreichischen Skihotels bislang noch kaum kennt: der alpinen Tradition und dem nach "Gemutlichkeit" lechzenden Gast durchaus entgegenkommend, gleichzeitig einem kosmopolitischen, in der Fremde geschärften Geist verpflichtet, der gerade bei touristischen Bauten sehr selten ist. Regionale, halluzinogene Pflanzen Jetzt hat auch das feine A la Carte-Restaurant neu aufgemacht, mit wahrhaft beglückendem Ergebnis: Zuerst betritt man eine Bar, die vom Künstler Paul Renner ("Hell Fire Dining Club") als fantastische Rausch- & Wunderkammer gestaltet wurde, deren Decke mit wilden Porträts großteils regionaler, halluzinogener Pflanzen bemalt ist. Für Renner ist dies ein Ort "an dem der kulinarische und alkoholische Genuss zelebriert wird - hier schläft die Vernunft". Gut so. Tatsächlich gegessen wird einen Raum weiter, im Speisezimmer, das in leuchtendem Kontrast zur Bar in naturbelassener Fichte ausgekleidet ist - bis hin zur Kassettendecke. Die lange, wildlederne Sitzbank und ebenso überzogene, anschmiegsame Sessel meint man aus intimen Pariser Restaurants zu kennen - tatsächlich sind es Spezialanfertigungen. Auch hier war mit Christian Thanhäuser ein Künstler am Werk, auch er hat eine Art "Herbarium" der Heilkräuter und Wildgemüse der Umgebung geschaffen. In mit Druckerschwärze gefärbte Holztafeln hat Thanhäuser Umrisse der Pflanzen geschnitten und gekerbt; schemenhaft leuchten sie aus der Dunkelheit heraus. Das Flackern der Kerzenbeleuchtung verstärkt den magischen Effekt. Wer einmal in diesem stimmungsvollen Raum getafelt hat, der wird das nicht so bald vergessen. "Grosses Pièces" Mit ein Grund ist die Küche: Küchenchef Markus Reisner macht leichte, elegante, geschmacklich aber muskulöse Vorspeisen von großer Souveränität. So haben die gebratenen Salatherzen mit geräuchertem Schoten (ein Käse) und Lavendel vom Stand weg das Zeug zum Klassiker. Dasselbe gilt für die irre guten Kerbeltaschen mit geschmolzener Gänseleber. Bei den Hauptspeisen setzt er konsequent auf "Grosses Pièces", große Braten, die nach klassischer Manier bei Tisch tranchiert werden. Dazu gibt es besonders sorgfältig gemachte Zuspeisen, die jede für sich fast ein Gericht sind. Reisners Rücken vom Ibérico-Schwein mit geschmortem Backerl an der Seite erfüllt einen jedenfalls mit solchem Glück, dass das neue Jahr schon gebongt sein dürfte! (Severin Corti/Der Standard/rondo/28/12/2007)