Wien - Welches Wehwehchen ein Handy auch hat, es gibt - fast immer - ein Heilmittel dagegen: Einmal ist es eine neue Software, die dem Telefonwinzling aufgespielt werden muss, ein andermal ein Ersatzdeckel für das zersprungene Plastikcover, ein anderes Mal eine neue Tastatur. Und weil - dank Handyboom - die kranken Handys immer mehr werden, errichtet der Salzburger Servicedienstleister EMTS sukzessive "Ambulanzen" für die Telefonwinzlinge. Ambulanz ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, denn ein Handy muss nicht unbedingt kaputt sein, um den Weg in einen Shop von European Mobile Telecom Services (EMTS) zu finden. "EMTS errichtet Servicecenter, in denen Kunden für ihre Handymodelle neben Zubehör und Reparaturdiensten nach Belieben auch spezielle Dienste appliziert bekommen", erklärt EMTS-Vorstandssprecher Franz Guggenberger. Handy- Services sind Hauptgeschäftsgegenstand des an der Zürcher Wachstumsbörse SXW New Market notierten Mobilfunkdienstleisters. "Die End-User-Services zählen zu den Wachstumssparten schlechthin, die wir in speziellen Servicecenters auch forcieren werden", sagt Guggenberger dem Standard. Im Frühjahr entfiel auf diese Publikumssparte erst ein Prozent des Umsatzes, nun sind es bereits sieben. Eine Abflachung des Booms sei nicht in Sicht, im Gegenteil: Der Bedarf an Hilfestellungen steigt. Kein Wunder, sind doch zehn Prozent der Handyprobleme auf Bedienungsfehler zurückzuführen. Damit ist nicht nur ein Regenguss gemeint, der das Handy lahm legt, auch ein Download aus dem Internet kann die Software beeinträchtigen und so die Funktionalität stören. Nach Wiesbaden, Hamburg und Frankfurt entsteht derzeit im zehnten Wiener Bezirk (Nähe Großgrünmarkt) ein Handy-Erlebniscenter, das dem Publikum die Welt der Mobilkommunikation erlebbar machen soll. EMTS setzt dabei auf eine enge Kooperation mit den namhaften Mobilgeräteherstellern. Tücken der Elektronik Ertragstärkste Säule des 1990 unter dem Namen PDS gegründeten Unternehmens sind mit 45 Prozent Servicedienstleistungen, die EMTS für den finnischen Weltmarktführer Nokia erbringt. Dazu gehört der gesamte so genannte After-Sales-Bereich, also alles von der Garantie bis zur fachgerechten Entsorgung der Geräte nach der Elektronikschrottrichtlinie, die EMTS für die Hersteller und den Handel erledigt. Auch Zusatzservices wie etwa die Erweiterung des Speichers, das Aufspielen neuer Ruftöne oder der Datenabgleich zwischen Laptop und Handy fallen in diese Kategorie. "Je vielfältiger die Anwendungsmöglichkeiten der drahtlosen Kommunikation werden, desto größer ist die Unsicherheit der Kunden mit der neuen Technologie", weiß Guggenberger aus Erfahrung. Mit dem Erlös vom Börsegang im Juni (97 Mio. €/1,334 Mrd. S) hat EMTS nicht nur den GSM-Dienstleister MTS- Europe gekauft, sondern soll auch das Service- und Vertriebsnetz in Europa flächendeckend aufgebaut werden. Nach Skandinavien und Deutschland hat man nun Südeuropa im Visier. Der Umsatz im ersten Halbjahr stieg um 112 Prozent auf 31,2 Mio. €, das Ergebnis (Ebit) um 144 Prozent auf 4,6 Mio. € und die Zahl der Beschäftigten von 500 auf 800. (Luise Ungerboeck/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 26./27.8.2000)