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Fernsehen wird groß mit HDTV und macht sich gleichzeitig ganz klein mit Handy-TV, alles zur EURO 2008.

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In Auflösung begriffen, so schien der Küniglberg schon 2007: Die Quoten erodierten mit der Programmreform und dem Umstieg auf Digitalfernsehen. Der Aufsichtsrat der Anstalt zeigte sich – vor allem beim Thema höhere Gebühren – zerstritten. Und die Geschäftsführung verbreitet alles andere als Harmonie.
  • HDTV: 2008 soll sich der ORF hoch auflösen, und das positiv: Rund zehn Millionen Euro investiert die Anstalt in High Definition Television. Hochauflösendes Fernsehen für gewaltige Bildschirmformate soll alle Spiele der EURO 2008 über einen eigenen Satelliten- und Kabelkanal schicken. Die neue Schärfe erfordert bei Eigenproduktionen viel genauere Studiodeko. HDTV-Make-up wird längst angeboten. Wer die schärferen Bilder auch sehen will, braucht einen speziellen Decoder. So das neue TV-Gerät im trauten Heim keinen eingebaut hat.

  • Handy-TV: Fernsehen wird 2008 nicht nur ganz groß, es macht sich auch klein: Handy-TV soll ebenfalls zur Fußballeuropameisterschaft 2008 gestartet sein. Medienjuristen geben der ORF-Sendertochter ORS geringe Chancen, weil sie ohne Programmpartner angetreten ist. Der Telekom Austria (Festnetz) könnte ihr Programmpartner zum Problem werden: Die Mobilkom ist ihr Schwesterkonzern, und das Gesetz wünscht sich vom Plattformbetreiber unabhängige Anbieter von Programmpaketen. Gut im Rennen wirkt T-Systems/Media Service mit One, 3 und fast allen größeren Privatsendern. Aber: Prognosen sind nicht nur in Behördenverfahren schwierig. Manch Bewerber hofft schon halblaut auf eine „politische Lösung“. ORF und ATV müssen (auf deren Wunsch) ohnehin alle Anbieter von Handy-TV in ihr Bouquet aufnehmen.

  • Neue Medienbehörde:Politische Lösungen erwartet auch die Medienbehörde Komm-Austria, die über die Betreiber von Handy-TV bald entscheiden soll. Die Koalitionspar_teien haben sich ihre Reform vorgenommen. Die Behörde soll keinen Weisungen des Kanzleramts unterstellt sein. Wie genau sie den ORF kontrolliert und wann sie kommt, darüber streiten VP und SP. Die VP drängt, Medienministerium und SP verweisen auf das für 2010 geplante Bundesverwaltungsgericht als – dann – nächste Instanz. Eine Reform in Etappen ist im Gespräch.

  • Medienförderung: Die ÖVP macht die neue Behörde zur Bedingung für ihre Zustimmung zur geplanten Medienförderung. Die sollte die EU-Kommission 2008 absegnen, damit sie wie geplant ab 2009 (auch rückwirkend für 2008) an die Sender gehen kann.

  • Radiolizenzen: Die alte Behörde muss noch die abgelaufenen Lizenzen der ersten Privatradios erneuern. Behördenleiter Michael Ogris machte schon im Standard klar, dass nicht alle auf Verlängerung hoffen dürfen.

    Neue Radios stehen an: Superfly 98,3 mit Black Music in Wien (ursprünglich Sunshine) ist 2008 nach Verschiebungen zu erwarten. Anfang Februar tritt das private Radio Graz mit Austropop und Oldies an. Lounge FM will sein Chilloutprogramm noch im ersten Halbjahr in Linz/Wels/Steyr hörbar machen, die neue Linzer Frequenz ging an Welle 1.

  • Fernsehstarts Puls TV gibt es schon über Digitalantenne und -Sat österreichweit, das passende Programm Puls 4 folgt im Februar – mit Natascha Kampusch als Talkshowhost und voraussichtlich Christina Lugner, die ein Magazin präsentieren soll. Noch nicht ganz startbereit wirkt Red Bull TV, das über Satellit und online im Herbst 2008 anlaufen sollte. Beide Kanäle dürften den ORF nicht so beschäftigen wie die anstehenden Kontrollen.

  • EU und Rechnungshof prüfen die Anstalt 2008. Die Brüsseler interessieren vor allem ORF On und die Frage, ob die Anstalt mit Gebühren Wettbewerb verzerrt. Apropos:

  • Die TV-Gebühren werden mit 1. Juni erhöht – um 1,30 Euro pro Monat für den ORF. Geld für die EURO, für Peking 2008 und für HDTV, betont die Anstalt. Das Budget für 2008 verschob der Stiftungsrat auf Jänner – wie die Marktanteilsziele. Ob sich die Anstalt nach 2007 noch 40 Prozent zutraut? Dagegen spricht auch absehbarer

  • neuer Satelliten-Ärger, wenn der ab Februar beginnt, die alten d-Boxen abzudrehen. Benutzer brauchen neue Decoder, wollen sie ORF weiter über Satellit sehen. Auch ältere ORF-Decoderkarten stehen inzwischen zum Austausch an. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 28.12.2007)