Minister Günther Platter (re.) ernannte Gerhard Prüstl (li.) zum neuen Wiener Polizeipräsidenten. Michaela Pfeifenberger (Mitte) wurde um weiter fünf Jahre verlängert

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Der neue Polizeipräsident der Bundeshauptstadt, Gerhard Pürstl (45), will schwarze Schafe herausfiltern und den Kriminaldienst wie in den Bundesländern zentralisieren. Raubdelikte seien eines der größten Probleme, sagte er im Gespräch mit Michael Simoner.

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STANDARD: Sie haben angekündigt, alle Vorwürfe im Zusammenhang mit der Sauna-Affäre restlos zu klären und "schwarze Schafe herauszufiltern". Planen Sie personelle Veränderungen in der Kriminaldirektion 1, wo Beweise fingiert worden sein sollen?

Pürstl: Derzeit noch nicht. Zuerst müssen alle Fakten auf den Tisch. Ich halte es nicht für gescheit, Mitarbeiter wegen eines Sachverhaltes, der zwei Jahre zurückliegt, vorsorglich aus dem Dienst zu nehmen. Eines ist aber klar, wir müssen auch an den Rädern des Systems drehen. Der Kriminaldienst in Wien wird nach dem Vorbild der Bundesländer zentralisiert.

STANDARD: Oberst Roland Frühwirth, der im jüngsten Prüfbericht zur Sauna-Affäre beschuldigt wird, zumindest gegen die Berichtspflicht verstoßen zu haben, wird also vorerst im Dienst bleiben.

Pürstl: Ja.

STANDARD: Und der Hauptbeschuldigte, Ex-General Roland Horngacher? Pürstl: Seine Rückkehr in seine frühere Position als Landespolizeikommandant kann ich definitiv ausschließen.

STANDARD: Obwohl die strafrechtlichen Vorwürfe noch gar nicht mit einem rechtskräftigen Urteil geklärt sind?

Pürstl: Was geschehen ist, ist zu schwerwiegend. Dienstrechtlich gibt es keinen Weg mehr zurück.

STANDARD: Als Schwerpunkt haben Sie Kriminalitätsbekämpfung genannt. Ist eine Erhöhung der mageren Aufklärungsrate von 29 Prozent beim derzeitigen Personalstand überhaupt möglich?

Pürstl: Wir müssen die Kräfte eben bündeln. Und den Inspektionen wird kein Gramm mehr an Verwaltungsarbeit auferlegt.

STANDARD: Welche Delikte machen Ihnen die größten Sorgen?

Pürstl: Die Anzeigenstatistik ist generell leicht rückläufig. Aber die Raubkriminalität ist ein Problem. Besonders betroffen sind derzeit Trafiken, Supermärkte und Drogeriemärkte. Die Kripo wird künftig noch mehr Spurenauswertung betreiben. Die Prävention wird mit mehr uniformierten Polizistinnen und Polizisten auf der Straße verstärkt.

STANDARD: In Ihrer Antrittsrede als neuer Polizeipräsident haben Sie "Ihren" Gemeindepfarrer erwähnt, der Ihnen "zur Würde gratuliert" und "zur Bürde kondoliert" hat. Gehen Sie oft in die Kirche?

Pürstl: Ja, ich bin Katholik und besuche regelmäßig die heilige Messe in der Pfarre von Gersthof. (DER STANDARD Printausgabe, 29.12.2007)