Tourneesieg möglich
So wie der sechsfache Saisonsieger Morgenstern ist auch Schlierenzauer ein "Winner"-Typ. "Das Ziel ist es, Weltbester zu sein", betonte der Stubaitaler. Er will nicht überheblich klingen, aber er weiß für sich, dass auch der Tourneesieg möglich ist. "Ich habe so ein gutes Gefühl wie noch nie", erklärte der Team-Weltmeister. Und einschränkend: "Die Tournee ist aber kein Wunschkonzert."
Für Schlierenzauer ist schon die Bestätigung der Leistungen des vergangenen Winters ein Erfolg. Er mischt im Gegensatz zu Tourneesieger Anders Jacobsen, seinem damaligen großen Rivalen, weiter an der Spitze mit, war dreimal Zweiter und einmal Dritter. "Das ist nicht selbstverständlich. Ich bin Zweitbester der Welt und das macht mich stolz."
Dass er lieber gewinnen würde, verhehlt der Tournee-Zweite von 2006/07 jedoch nicht. "Wenn man es nicht geschafft hat, ist kurz der Ärger da, weil man weiß, dass man gewinnen könnte. Aber dann freut man sich, wenn ein Teamkollege vorne ist."
Gemischte Gefühle in Oberstdorf
Nach Oberstdorf kam Schlierenzauer mit positiven Erinnerungen. Mit jener an seinen dritten Weltcupsieg (von bisher insgesamt fünf) im Vorjahr und jener an den unglaublich weiten Flug bei der ÖSV-Meisterschaft im Sommer 2007. Da waren auch gemischte Gefühle dabei, denn die Landung bei 148 Meter - im Winter steht der Rekord bei 143,5 Meter - hatte eine leichte Gehirnerschütterung zur Folge, als es ihm das Knie ans Kinn schlug.
Schlierenzauer hat im Sommer zudem in Klingenthal für einen Rekord gesorgt und im heurigen Winter in Kuusamo. FIS-Renndirektor Walter Hofer verneint zwar, dass die Sonderleistungen von Schlierenzauer und Morgenstern die Jury vor Probleme bei der Wahl der richtigen Anlauflänge gestellt habe. Doch ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner gibt zu, dass er selbst im Training das eine oder andere Mal überrascht worden sei und den Anlauf einfach zu lang gewählt habe. Einmal war Schlierenzauer deshalb sogar gestürzt.
An der Grenze
"Vielleicht war der Anlauf teilweise zu lang, aber mittlerweile ist das sehr okay", sagt Schlierenzauer zur Situation bei den Weltcup-Bewerben. Die Landungen im Grenzbereich haben jedoch Spuren hinterlassen. Der Flieger-Typ leidet an einer hartnäckigen Beinhautentzündung an den Schienbeinen. "Nach einigen Tagen Pause spüre ich nichts mehr. Aber die Erfahrung zeigt, dass es beim Springen wieder da ist", meinte der Stams-Schüler.