Das Positive zuerst: Es gibt wieder Hoffnung auf Frieden im Nahen Osten. Zumindest die Ausgangslage für ein friedlich(er)es Nebeneinander von Israelis und Palästinensern hat sich verbessert. Syrien ließ erst vor einigen Tagen mit einem Friedenssignal an Israel aufhorchen. In Annapolis wurde unter US-Vermittlung der Keim dafür gelegt; ob die Saat aufgeht, wird sich in diesem neuen Jahr, an dem sich die Staatsgründung Israels zum 60. Mal jährt, zeigen.

Zu den positiven Ereignissen des ausgehenden Jahres gehört auch, dass der Atomstreit mit Nordkorea und dem Iran weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden ist. Damit ist die Gefahr gebannt, dass US-Präsident George W. Bush vor seinem Abgang als letztes Mittel Gewalt gegen das iranische Atomprogramm einsetzt. Die Europäer, die in dieser Frage in seltener Einmütigkeit für Verhandlungen mit Teheran plädiert haben, haben sich somit gegen die USA durchgesetzt - wie auch bei den Klimaverhandlungen. Zum Sinneswandel passt auch, dass US-Militärs plötzlich iranische Hilfe im Irak loben.

Just zum Jahreswechsel lässt Al-Kaida-Chef Osama Bin Laden mit neuen Drohungen gegen Israel und die "Verräter im Irak" aufhorchen, die mit den USA zusammenarbeiteten. Die Videobotschaft fällt durch ihre sprachliche Schärfe und den appellativen Ton auf, der offenbar Anhänger bei der Stange halten soll. Mehrere Stammesoberhäupter haben Allianzen mit den USA und der irakischen Regierung gebildet. Laut Innenministerium in Bagdad sind drei Viertel der Verstecke und Hochburgen Al-Kaidas im Irak zerstört.

Von einem Erfolg der USA zu sprechen wäre angesichts der nicht abreißenden schrecklichen Nachrichten aus dem Irak und den augenscheinlichen Schwierigkeiten der Regierung in Bagdad vermessen. Dass das Terrornetzwerk auch außerhalb des Irak zerstörerische Kraft entwickelt hat, zeigte sich zuletzt in Pakistan durch die Ermordung der Ex-Regierungschefin Benazir Bhutto. Ob die Macht von Al-Kaida schwindet, wie die USA behaupten, wird sich 2008 zeigen.

Wie es im Irak weitergeht, darüber wird auch der Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA entscheiden. Am 3. Jänner startet offiziell der längste und teuerste Wahlkampf in der Geschichte der Vereinigten Staaten mit der Vorwahl im Bundesstaat Iowa. Wer dem Republikaner Bush im Weißen Haus nach dem Urnengang im November nachfolgt, gehört zu den Unbekannten in diesem Jahr.

Noch viel unkalkulierbarer ist, wie sich die Kreditkrise in den USA auf das Land selbst und die Weltwirtschaft insgesamt auswirkt. Die Subprime-Krise hat längst auch europäische Banken erfasst und ist eine der Ursachen für die sich weltweit abschwächende Konjunktur. Dass gleichzeitig die Inflation steigt, wie auch in Österreich erlebbar, führt zu großer Unsicherheit.

Die ansteigenden Nahrungsmittel- und Energiepreise sorgen für Nervosität, zumal letztere auch von den politischen Entwicklungen in Russland abhängen. Zwar ist der Ausgang der Wahlen im Gegensatz zu den USA ziemlich klar: Im März wird der russische Präsident Wladimir Putin die Amtsgeschäfte an seinen erklärten Favoriten Dmitri Medwedew abgeben und auf den Premiersposten wechseln. Auch wenn diese Form der Machtübergabe Kontinuität und Stabilität signalisieren soll, so bleibt Russlands Politik - gerade im Energiebereich - unkalkulierbar.

Gleiches gilt für Venezuelas Präsident Hugo Chávez nach dem verlorenen Verfassungsreferendum. Der südamerikanische Linkspopulist könnte den USA den Erdölhahn zudrehen und eine Energiekrise provozieren. Chávez sieht sich als Nachfolger von Fidel Castro als Revolutionsführer auf der Weltbühne. Für Kuba wird der für 2008 erwartete offizielle Rückzug von Castro, der seit 1959 im Amt ist, jene Umorientierung vom Kommunismus in Richtung Kapitalismus bringen, die China schon hinter sich hat. 2008 wird nicht nur für den karibischen Inselstaat zu einem Jahr der Weichenstellungen. (Alexandra Föderl-Schmid/DER STANDARD, Printausgabe, 31.12.2007)