Paris - Anhänger des islamischen Fundamentalisten Osama bin Laden haben angeblich einen Anschlag auf einen Atommeiler im Süden von Sydney während der Olympischen Spiele geplant. Wieder einmal soll der international gesuchte Milliardär und Moslem-Extremist Drahtzieher eines gegen den Westen gerichteten Anschlags sein. Die USA machen den gebürtigen Saudiaraber für die Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania verantwortlich, bei denen im August 1998 insgesamt 224 Menschen getötet wurden. Die Rebellen der Moslem-Gruppe Abu Sayyaf, die auf der philippinischen Insel Jolo 29 Menschen als Geiseln gefangen halten, werden nach eigenen Angaben von bin Laden unterstützt. Der 43-jährige Bärtige hält sich allem Anschein nach in Afghanistan versteckt. Die dort herrschenden radikal-islamischen Taliban-Milizen weigern sich, ihn an die USA auszuliefern, und nehmen dafür sogar Sanktionen der UNO in Kauf. Weltweit ist bin Laden für die Mehrzahl der islamischen Fundamentalisten ein Held. Einer, der den verhassten USA endlich einmal die Grenzen aufzeigt, an dem sich Washington - bisher jedenfalls - die Zähne ausgebissen hat. Sein erklärtes großes Ziel war immer, die USA aus allen islamischen Ländern zu vertreiben. Das machte er zuletzt im Juni 1998 im US-Fernsehsender ABC deutlich. Bei Angriffen gegen US-Bürger "machen wir keine Unterschiede zwischen denen, die eine militärische Uniform tragen und Zivilisten. Sie sind alle Ziele", sagte er. Im Gegenzug erklärten ihn die USA zum Staatsfeind Nummer eins und setzten ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar (knapp 11 Millionen Mark) aus. Im Zeichen des religiösen Kampfes Das Leben des Extremisten steht ganz im Zeichen des religiösen Kampfes. Lediglich in seinen frühen Jahren arbeitete er in der Baufirma seines Vaters, eines reichen Bauherren im saudiarabischen Jeddah, wo er 1957 geboren wurde. Nach dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan 1979 begann er an der Spitze arabischer Freiwilliger einen Kampf gegen die Besatzer aus Moskau. Er führte und finanzierte nach eigenen Angaben "Tausende" von Freiwilligen. An Geld hat es bin Laden nie gemangelt: In seiner Zeit in der Baufirma des Vaters verdiente er Millionen und knüpfte zugleich Kontakte zu islamischen Fundamentalistengruppen. In einem Bericht des US-Außenministeriums von 1997 hieß es, bin Laden sei einer der "wichtigsten Finanziers extremistischer Operationen weltweit". Nach zehn Jahren Befreiungskampf kehrte bin Laden 1989 aus Afghanistan nach Saudiarabien zurück. Weil er gewalttätige islamische Organisationen in Ägypten und Algerien unterstützte, entzogen ihm die saudiarabischen Behörden 1992 vorübergehend den Pass. Als er wieder einen hatte, ließ er sich in Sudan nieder, wo er seine Geschäfte weiterführte - laut US-Geheimdienst aber auch Ausbildungslager für Extremisten finanzierte. Nach weiteren Beschuldigungen Ägyptens und Algeriens entzog ihm Saudiarabien 1994 die Staatsbürgerschaft. 1996 mußte bin Laden auch den Sudan verlassen, nachdem die Vereinten Nationen und die USA der Regierung mit Sanktionen gedroht hatten. Letzter bekannter Aufenthaltsort bin Ladens ist die Stadt Jalalabad im Osten Afghanistans, wo er mit mehreren hundert Kämpfern leben soll. Die amtliche jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug allerdings meldete im Mai, bin Laden sei im Kosovo gesichtet worden. (APA)