Bagdad - Die US-Armee hat im Irak im vergangenen Jahr 900 Soldaten verloren. 2007 war damit das verlustreichste Jahr für die amerikanischen Truppen seit der Besetzung des Landes im Frühjahr 2003. Das US-Militärkommando berichtete am Dienstagabend, ein US-Soldat sei am letzten Tag des Jahres durch einen Unfall in der Nähe eines Militärflugplatzes ums Leben gekommen. Damit stieg die Zahl der US-Soldaten, die im Irak im vergangenen Jahr ihr Leben verloren haben, auf 900. Seit Beginn der Invasion im März 2003 starben im Irak nach Pentagon-Angaben insgesamt mehr als 3900 US-Soldaten.

Die Zahl der Iraker, die 2007 von Terroristen, Milizionären, Soldaten oder Angehörigen der Sicherheitskräfte getötet wurde, wird auf 18.000 geschätzt, darunter mehr als 16.000 Zivilisten. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Aswat al-Irak hatte ein Selbstmordattentäter am Dienstag während einer privaten Trauerfeier in Bagdad über 30 Menschen mit in den Tod gerissen.

Gründe für den Rückgang in zweiter Jahreshälfte

Den Rückgang in der zweiten Jahreshälfte führen Beobachter nicht zuletzt auf zwei wesentliche Entwicklungen zurück: die einseitig verkündete Feuerpause einer großen schiitischen Miliz und der gemeinsame Kampf sunnitischer Stämme mit den irakischen und US-Streitkräften gegen aufständische Extremisten. Die Bildung so genannter Erweckungsräte aus Sunniten, die sich gegen Al Kaida im Irak gestellt haben und von den USA für örtliche Sicherungsaufgaben bezahlt werden, gilt als entscheidender Faktor für einen Rückgang der Anschläge seit Juni um rund 60 Prozent. In den Provinzen Anbar, Bagdad und anderen Regionen mit hohem sunnitischen Bevölkerungsanteil haben sich mehr als 70.000 Menschen diesen Erweckungsräten angeschlossen. Ihre Mitglieder werden allerdings immer häufiger selbst zur Zielscheibe von Attentaten. Zwölf von ihnen wurden am Montag bei einem Selbstmordanschlag auf eine Kontrollstelle in der Stadt Mishada nördlich von Bagdad getötet. Verfahren gegen Unteroffizier

Der Kommandant der US-Truppen im Irak, General David Petraeus, hatte trotz der jüngst abflauenden Gewalt vor Rückschlägen bei der Sicherheit gewarnt. Er hatte sich anlässlich des ersten Jahrestags der Hinrichtung von Ex-Diktator Saddam Hussein am Sonntag geäußert.

Wegen des Todes von 24 Menschen in der irakischen Stadt Haditha muss sich derzeit ein 27-jähriger Stabsunteroffizier vor einem US-Militärgericht verantworten. In dem Verfahren gegen Frank Wuterich geht es um die Anklagepunkte Totschlag, schwere Körperverletzung, Pflichtvernachlässigung und Behinderung der Justiz, wie die US-Streitkräfte in Los Angeles mitteilten. Ein Datum für den Prozessbeginn war noch nicht bekannt.

Die Einheit Wuterichs ging im November 2005 Bewohner von Haditha vor, nachdem ihr Militärkonvoi auf einen Sprengsatz gefahren war. Zunächst wurden fünf Männer aus einem Fahrzeug heraus erschossen. Danach gingen die Marineinfanteristen von Haus zu Haus und töteten 19 Bewohner, darunter zehn Frauen und Kinder. Das US-Nachrichtenmagazin "Time" brachte das Massaker ans Licht. Es gehört zu den schwersten Verbrechen der US-Streitkräfte im Irak seit deren Einmarsch im Jahr 2003. Von insgesamt acht Ermittlungsverfahren wurden bisher vier eingestellt. (APA/dpa/AFP)