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Ökonomische Faktoren
Analysten führen den jüngsten Goldpreis-Anstieg vor allem auf ökonomische Faktoren wie Inflationsängste und eine schwächelnde US-Konjunktur zurück. Politische Krisen wie die jüngsten Unruhen in Pakistan treiben den Preis der Krisenwährung Gold zwar kurzfristig nach oben, langfristig seien aber ökonomische Faktoren wichtiger, erklärt etwa der Rohstoffanalyst Thorsten Proettel von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Und hier spiele derzeit vor allem die "schlechte Lage am amerikanischen Konjunkturhimmel" eine wichtige Rolle.
So hatte der am Mittwoch in den USA veröffentlichte Einkaufsmanagerindex ISM die schlechteste Stimmung im verarbeitenden Gewerbe seit 2003, dem Zeitpunkt des US-Einmarschs in den Irak, signalisiert. Angesichts der schwachen Konjunkturdaten dürfte die US-Notenbank im nächsten Halbjahr noch mehrere Leitzinssenkungen beschließen, erwartet Proettel. Die Erwartung weiterer Zinssenkungen dürfte dabei den US-Dollar belasten, was tendenziell weiter steigende Goldpreise bedeutet.
Unterstützt wird der Goldpreis zudem von aktuellen Inflationsängsten. "Gold ist ein klassisches Absicherungsinstrument gegen hohe Inflation", so Proettel. Vor allem der anhaltende Anstieg der Rohölpreise wirkt sich derzeit inflationstreibend aus. "Der Ölpreisanstieg schlägt sich in fast allen Produkten im verarbeitenden Gewerbe nieder. Das drückt auch die Inflation nach oben", so Proettel.
Vor diesem Hintergrund seien auch die erwarteten weiteren Zinssenkungen der US-Notenbank kritisch. "Angesichts des Inflationsdrucks in den USA, müssten die Notenbanker theoretisch die Zinsen erhöhen", erklärt der LBBW-Analyst. Wenn die US-Notenbank aber aus binnenwirtschaftlichen Gründen die Zinsen senkt um die Konjunktur anzukurbeln, steigt damit die Inflationsgefahr.
Auch Fondsmanager Markus Bachmann von Craton Capital
sieht einen Goldpreisanstieg in ökonomischen Faktoren begründet: "Die Nachfrage wächst, das Angebot nimmt kaum zu" sagt er derStandard.at und verweist auf den steigenden Hunger der Schmuckindustrie nach dem Edelmetall etwa in Indien. Für Gold, so seine Einschätzung, gebe es eine natürliche Begrenzung. Die Erschließung neuer Minen sei mit großem Aufwand verbunden.
Steigende Preise erwartet
Kurzfristig stellen sich Analysten in diesem ökonomischen Umfeld auf weiter steigende Goldpreise ein. "Ich könnte mir vorstellen, dass wir in den nächsten Tagen bzw. Wochen die Marke von 900 US-Dollar anpeilen", so Proettel, "wenn das geschafft ist, könnten kurzfristig aber durchaus erstmal Gewinnmitnahmen einsetzen". Längerfristig sehe aber alles nach weiter steigenden Goldpreisen aus, die LBBW überarbeitet zur Zeit ihre Prognosen.
Auch die Rohstoffanalysten der deutschen Commerzbank erwarten kurzfristig weitere Anstiege. "Auch Preise von 900 US-Dollar erscheinen angesichts des lehrbuchmäßigen Ausbruchs aus der Konsolidierungsformation nicht mehr unrealistisch", schreiben die Analysten am Donnerstag. Wie beim letzten Gold-Rekordhoch 1980 könne es nun zu einer Beschleunigungsphase mit einer anschließenden Korrekturbewegung kommen, so die Einschätzung der Commerzbank.
Langfristig spricht auch die wachsende Weltbevölkerung bei tendenziell sinkender Minenproduktion für steigende Goldpreise in den kommenden Jahren, so die Einschätzung der LBBW. "Wir sehen gerade in China massiv steigenden Wohlstand in breiten Bevölkerungsschichten. Hier hat Gold traditionell einen hohen Stellenwert", erklärt der LBBW-Analyst Proettel.
Sinkendes Angebot
Gleichzeitg sinkt das Angebot. Acht von zwölf großen Förderländern haben derzeit eine sinkende oder stagniert Goldproduktion, so Proettel. So lag die Fördermenge in Südafrika 1970 noch bei rund tausend Tonnen pro Jahr, im Jahr 2007 dürfte die Fördermenge nach ersten Schätzungen nur mehr bei 270 Tonnen gelegen haben, rechnet der Analyst vor. In der Erdkruste gebe es zwar noch ausreichend Goldvorkommen. Dieses sei aber an vielen Stellen so gering verteilt, dass sich an vielen Orten eine Erschließung erst bei deutlich höheren Goldpreisen lohnen würde.
Glänzendes Geschäft mit großen Risiken
Wie wird Gold gehandelt: Gold wird rund um die Uhr an zahlreichen Finanzplätzen gehandelt. Außerdem gibt es mehrere sogenannte Fixings: Dort wird der Preis durch Abgleich von Angebot und Nachfrage festgelegt. Das traditionell wichtigste Fixing findet in London statt. Das Metall wird pro Feinunze berechnet, die 31,1035 Gramm entspricht.
Wie kann ich Gold kaufen: Gold kann in physischer Form als Münze oder Barren gekauft werden. Es gibt aber auch Zertifikate, Optionsscheine, Fonds oder andere Wertpapiere, die den Goldpreis abbilden oder sich an ihm orientieren. Außerdem kann auch über Aktien von Goldminen oder Bergbau-Unternehmen indirekt am Goldpreis verdient werden.
Wo kann ich Gold kaufen: Physisches Gold gibt es bei vielen Banken, aber auch bei privaten Unternehmen, die sich auf den Goldmarkt spezialisiert haben und bei denen vor Ort, per Telefon oder Internet gekauft werden kann. Goldpapiere können wie alle anderen Wertpapiere an den Börsen gekauft werden.
Was muss ich beim Kauf von Barren oder Münzen beachten: Beim Kauf von Gold muss ein Aufschlag auf den Kurs gezahlt werden, so dass der Ankaufspreis stets über dem Verkaufspreis liegt. Je kleiner die gekaufte Menge, desto größer ist dieser Aufschlag. Und: Bei Barren ist der Aufschlag meist größer als bei Münzen. Bei den Münzen richtet sich der Preis aber auch nach dem Sammlerwert, nicht nur nach dem Goldpreis.
Wird der Goldpreis immer in Dollar angegeben: Ja. Wer physisches Gold kauft, ist immer vom Dollar-Kurs abhängig. So wird derzeit ein großer Teil der Gewinne aufgefressen, weil parallel zum rasanten Anstieg des Goldpreises der Dollar gegenüber dem Euro an Wert verliert.
Kann ich mich gegen das Währungsrisiko absichern: Beim Kauf von Barren oder Münzen nicht. Allerdings gibt es Zertifikate, die sich am Goldpreis orientieren, die den Wert in Euro abbilden. Solche Wertpapiere tragen den Zusatz "Quanto" in ihrem Namen.
Wie lagere ich Gold am besten: Auch dies gilt als ein Nachteil der Anlage in physisches Gold: Die Aufbewahrung im Banksafe ist verhältnismäßig teuer. Und zu Hause besteht bei einem Einbruch das Risiko eines großen Verlusts. Die Hausratversicherung wertet Gold als Bargeld und zahlt nur bis zu einem bestimmten Festbetrag.