Kein Aufweichen der Sonntagsruhe
Was die SCS an den von 66 auf 72 Stunden verlängerten Ladenöffnungszeiten grundsätzlich stört: Dass ihr sehnlichster Wunsch, samstags eine Stunde länger und wenigstens an den vier Adventsonntagen nachmittags offenhalten zu dürfen, nach wie vor nicht erlaubt ist. Das wäre das vordringlichste Anliegen der SCS gewesen, scheiterte aber am Widerstand von Ländern, Gewerkschaft und Kirche. Sie lehnten das Aufweichen der Sonntagsruhe ab. Spannend beobachtet wird in der Branche, wie der Feldversuch der Wiener Einkaufszentren ausgeht. Die Händler in Donauzentrum und Lugner City wollen ihre Waren bis 20 Uhr feilbieten und so zum Abendeinkauf locken. Branchenkenner geben ihnen unter Hinweis auf den ZiB-Effekt allerdings eher geringe Chancen auf Erfolg. Auf gar keine einheitliche Regelung einigen konnten sich hingegen die Wiener Einkaufsstraßen. Dort sperrt seit Jahren jeder Unternehmer sein Geschäft auf, wann er es für gut befindet.
Öffnungszeiten-Chaos bleibt
Damit ist klar: Den Verbrauchern bleibt das Öffnungszeiten-Chaos erhalten. Das erwartet auch Iris Thalbauer von der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer. "Die 66 Wochenstunden wurden bisher nicht ausgenützt. Daher ist zu bezweifeln, dass die 72 Stunden flächendeckend ausgeschöpft werden. Wir gehen davon aus, dass das nicht kommt." Man könne schließlich keinen Betrieb zwingen, sein Geschäft aufzusperren. "Standortbezogen" heißt die uneinheitliche Regelung beim Handelskonzern Rewe Austria (Billa, Merkur, Bipa, Penny). "Wir nutzen die 72 Stunden natürlich aus und handhaben die Regelung standort- und vertriebslinienspezifisch. Ganz nach den Kundenbedürfnissen werden wir am Abend länger oder am Morgen früher offen halten", kündigt Rewe-Vorstand Frank Hensel an. Umsatzsteigerungen erwartet er von der Abendöffnung aber nicht. Nach einem halben Jahr werde man sehen, was sich bewährt habe.
Sonntagsruhe