Nauru ist ein Ort, wo man nicht einmal begraben sein möchte, geschweige denn jahrelang hinter Stacheldraht ausharren will. Doch genau das mussten in den letzten sechs Jahren hunderte Asylwerber, die in Australien Schutz gesucht hatten.

Die karge, nur 21 Quadratkilometer kleine Inselrepublik mitten im Pazifik diente der früheren konservativen Regierung Australiens als Internierungslager für Asylsuchende. Doch nicht mehr. Vor ein paar Tagen wurden sieben burmesische Flüchtlinge von Nauru nach Australien geflogen und freigelassen. Noch im Jänner sollen auch die letzten noch inhaftierten Asylsuchenden aus Sri Lanka nach_Australien gebracht werden. Dort sollen sie Flüchtlingsstatus erhalten. Danach wird das Lager auf Nauru geschlossen.

Mit diesem Schritt beginnt die Ende November gewählte Regierung von Labor-Premierminister Kevin Rudd den Abbau einer Asylpolitik, die als die härteste der westlichen Welt gilt. Begonnen hatte sie Rudds Vorgänger, der konservative Premier John Howard. Dieser starrte im Jahr 2001 einer sicheren Wahlniederlage ins Gesicht, als am Horizont der australischen Weihnachtsinsel das norwegische Frachtschiff „Tampa“ erschien.

Es war mit über 300 schiffbrüchigen, vorwiegend afghanischen Flüchtlingen beladen. Howard verweigerte der „Tampa“ die Einfahrt in australische Gewässer. Mit der Begründung, es könnten sich unter den Asylwerbern Terroristen verstecken, ließ er das Schiff stürmen. Die erschöpften Flüchtlinge wurden nach Nauru verfrachtet. Selbst Kinder mussten jahrelang hinter Gittern ausharren.

„Pazifische Lösung“

Kritiker warfen Howard vor, aus politischen Gründen an die Fremdenangst der Australier appelliert zu haben. Für den Premier ging die Rechnung auf: Nur Wochen nach dem Vorfall wählten ihn die Australier wieder. Howard hatte die „Pazifische Lösung des Flüchtlingsproblems“ erfunden: Alle aufgegriffenen Bootsflüchtlinge mussten automatisch ins Lager. Viele wurden durch den langen Aufenthalt hinter Stacheldraht traumatisiert. Humanitäre Organisationen begrüßen die Schließung des Lagers in Nauru enthusiastisch. Ein Sprecher meinte, Rudd entferne damit „einen schwarzen Fleck von der Seele der australischen Nation“.

Dieser Schritt alleine wird an der ablehnenden Haltung vieler Australier gegenüber Asylwerbern wenig ändern. Australien betreibt noch Internierungslager am Festland. Ein großes Problem sind die Bootsflüchtlinge aber nicht: Pro Jahr schaffen es höchstens ein paar Dutzend von Indonesien auf dem Seeweg bis nach Australien. (Urs Wälterlin aus Canberra/DER STANDARD, Printausgabe, 3.1.2008)