Foto: SonyEricsson
Weihnachten empfiehlt sich zwar nicht als Zeit für Experimente. Dennoch habe ich mich beim vergangenen Fest über ein solches mit überschaubarem Risiko getraut: Alle Bilder wurden diesmal mit zwei Kamerahandys mit fünf Megapixel Auflösung geknipst, um zu prüfen, wie weit sie eine digitale Kompaktkamera ersetzen können. Die beiden Geräte waren das Sony Ericsson K850i, seit Herbst auf dem Markt, und Nokia s N82, das kurz vor Weihnachten noch in den Handel kam (auch von Samsung gibt es Handys mit fünf Megapixel Kameras). Beide Handys sind geradlinige, "candy bar"-Geräte (also keine Schiebe- oder Klappmechanismen) und entsprechen damit, quer gehalten, einer kleinen Kompaktkamera, mit separatem Auslöser und Zoomsteuerung an der Oberseite.

Die Aktivierung des K850i erfolgt über den Auslöser, jedoch ist vorher die Tastensperre des Handys zu deaktivieren. Etwas rascher und angenehmer ist es, das N82 in den Kameramodus zu versetzen: Man schiebt den Objektivschutz manuell hoch, was auch die Software entsprechend aktiviert.

Innenaufnahmen

Bei Innenaufnahmen hat das K850i enttäuscht. Ein besonderes Problem: schlecht oder gar nicht belichtete Bilder. Denn wenn man das Kamerahandy rechts umfasst, ist die Gefahr groß, dass ein Finger ganz oder teilweise den Blitz abdeckt. Man muss deshalb "umlernen" und die Kamera quasi mit spitzen Fingern anfassen, dann taucht dieses Problem nicht mehr auf.

Aber auch nachdem diese Fehlerquelle beseitigt war, enttäuschten die Innenaufnahmen. Häufig schaltete der Blitz nicht automatisch zu und machte pixelige, bei Bewegungen leicht unscharfe "Nachtaufnahmen". In Summe war die Ausbeute an technisch einwandfreien Innenbildern mit dem K850i geringer als mit dem N82.

Fototauglichkeit

Nokia hat mit dem N82 hingegen sein bisher bestes Kamerahandy abgeliefert. Bis zur jüngsten Version des N95 (im Sommer 2007) war die Fototauglichkeit der Handys des finnischen Herstellers durch träge Reaktionszeiten beim Einschalten wie Auslösen stark geschmälert. Im Vergleich dazu ist das N82 geradezu ein Sprinter und steht richtigen Digicams in wenigem nach (wie auch schon das N95i). Überraschend gut die Auslösezeit mit Blitz (auch hier Verbesserung durch Xenonblitz statt Leuchte), sowie die Belichtungsqualität auf kurze Entfernungen.

Tageslicht

Zufriedenstellend empfand ich bei beiden Kameras die Qualität von Tageslichtaufnahmen in Hinblick auf Auflösung, Schärfe und Farbwiedergabe. Bei starken Vergrößerungen merkt man manchmal in Bildern ein leichtes "Schmieren", da kleinere Objektive und kleinere Sensoren mit vollwertigen Kameras (noch) nicht ganz mithalten können. Aber es ist mit beiden Kameras unter guten Bedingungen möglich, Aufnahmen für ausgezeichnete Farbdrucke in A4 zu machen. Auch bei bewegten Szenen wird die Ausbeute besser, da das Reaktionstempo sich guten Kameras nähert.

Zoom

Ein großer Nachteil beider Geräte ist der fehlende optische Zoom; der digitale Zoom geht auf Kosten der Bildqualität. Dass es anders möglich wäre, zeigt Samsung. Und generell gilt, dass Kamerahandys am besten per Automatik bedient werden. Zwar gibt es eine Unzahl an Funktionen (z. B. Serienaufnahmen), die jedoch nur umständlich über Menüs zugänglich sind; gehobene Kompaktkameras bieten schnellere Steuerungsmöglichkeiten an. Was bleibt, ist der Vorzug, eine brauchbare Kamera immer mit dabei zu haben, und Möglichkeiten, die Bilder sofort online zu versenden, per E-Mail oder über Fotoservices wie Flickr. (Helmut Spudich, DerStandard/Printausgabe vom 3.1.2008)