Mit der Kraft des finsteren G'schaus: Uri Geller sucht ab Dienstag Jungmagier, die das Löffelverbiegen ebenso reibungslos beherrschen wie er selbst.

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Was tut man alles für zwei Wochen Berühmtsein? Auf Costa Cordalis krabbelten in der RTL-Dschungelshow Spinnen.

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RTL schickt Pseudopromis wieder in den Dschungel und setzt Maden auf deren Speiseplan. Uri Geller sucht einen ihm ebenbürtigen Löffelverbieger. Eine Fortsetzung von "Taxi Orange" scheint immer wahrscheinlicher: Reality is back!

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Man hatte ja geglaubt, das alles hinter sich zu haben. Doch das Fernsehimperium ist gnadenlos, und jetzt schlägt es zurück: Ab 8. Jänner sucht Uri Geller die besten Löffelverbieger, drei Tage später, am 11. Jänner, schickt RTL zehn abgehalfterte Promis wieder in den Dschungel, auf dem Speiseplan stehen, wie gehabt, Maden und Kakerlaken. Zu einem weiteren Aufenthalt verwirrter Jugendlicher in einem Container bittet RTL 2 bereits kommenden Montag. Fernsehen bewegt sich langsam wieder dorthin, wo es vor drei Jahren war: ans unterste Ende der Geschmacksskala.

Nachdem man zuletzt am liebsten Eigenheime oder sich selbst aufpeppte, schlägt das Pendel gegenwärtig wieder in Richtung Trash. Neben Promis punkten in der Sparte zurzeit vor allem Übergewichtige:

  • I'm A Celebrity - Get Me Out Of Here Die englische Ausgabe von "Ich bin ein Star". Die Briten sehen ihre Promis gern in Kakerlaken baden, vergangenen Herbst bereits zum neunten Mal. ITV freute sich über 40 Prozent Marktanteil.
  • The Biggest Loser Bereits zum fünften Mal führt NBC Übergewichtige vor - mit zuletzt zehn Millionen pro Folge.

  • How To Look Good Naked Es versteht sich von selbst, dass die Nackerten vor der Kamera nicht so gut aussehen dürfen.

  • Fat March ABC vergibt insgesamt knapp eine Million Euro an bewegungsfreudige Dicke: Die müssen von Boston durch neun US-Bundesstaten nach Washington DC zu Fuß.

    Mangelnde Risikobereitschaft

    "Ich fürchte, dass es noch einmal abheben wird", prophezeit ORF-Entwicklerin Dodo Roscic zumindest der Dschungelshow Traumquoten. RTL habe lange genug zugewartet, außerdem gehe "ohne Promi-Beteiligung im Moment gar nichts." Das hänge mit mangelnder Risikobereitschaft der Produzenten zusammen: Jeder noch so unpopuläre C-Promi agiere professioneller als ein kameraunerfahrener Amateur.

    Dabei ist es ein Wunder, dass sich überhaupt noch welche fanden. Für die Karriere förderlich erwies sich "Ich bin ein Star" nämlich nicht. Weder Costa Cordalis noch Desiree Nick konnten ihre Siege nutzen.

    Willige Promis

    Aber für zwei Wochen hatten sie ihre Medienaufmerksamkeit. Das wird auch die Neuen gelockt haben, von denen höchstens die Schauspielerin Julia Biedermann ("Ein Schloss am Wörthersee") oder Barde Bata Illic manchen noch ein Begriff sein könnte.

    Jetzt, da nicht mehr automatisch jeder US-Serienimport erfolgreich ist, traut sich RTL wieder. "Das hat damit zu tun, dass es im Moment irrsinnig schwierig ist, den Knüller zu kreieren", erklärt Roscic. "RTL-Chefin Anke Schäferkordt ist klug und setzt auf Vergangenes." Zum Unmut mancher Werber übrigens, die sich mit ihren Produkten nicht im richtigen Umfeld sahen. Wieder Gesprächsthema sein zu wollen, ist im Moment wichtig. Die Erfolgsaussichten? Mittelgut, aufgrund der farblosen Promis. Die neue Begeisterung fürs Geschmacklose hat ganz praktische Gründe: Geringe Produktionskosten bei maximalen Marktanteilserwartungen. Bleiben die aus, halten sich die Verluste trotzdem in Grenzen.

    Das könnte bei Uri Geller der Fall sein, glaubt zumindest Roscic. Dem Löffelverbieger, der sich seinen Nachfolgemagier sucht, traut sie den Erfolg nicht zu und scherzt in Anspielung auf die Model-Talentesuche: "Uri Geller als männliche Heidi Klum? Ich weiß nicht."

    ORF: "Klares Nein"

    Der ORF wird auch diesmal die Finger vom Trash-TV lassen, wiewohl Reality auch am Küniglberg interessiert: "Vor dem Genre braucht man die Nase nicht zu rümpfen", bemerkt Roscic. Eine Wiederbelebung von "Taxi Orange" fände sie "nicht schlecht". Österreichische Promis aber in den Dschungel zu schicken kommt für sie nicht infrage: "Klares Nein." (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 5./6.1.2008)