Fischer wollen Kormorane vertreiben. Nicht der Vogel ist schuld an schlechten Fängen, sondern der Mangel an Nährstoffen. Zu sauber ist der Bodensee: Die Fische wachsen nur langsam.

Foto: DER STANDARD/ Dietmar Stiplovsek
Bregenz - Ein Umweltschützer wird bei Konstanz tot aus dem Bodensee geborgen. Der Biologe wurde erschlagen und in ein Fischernetz gewickelt. Kommissarin Klara Blum ermittelt in Fischerkreisen. Denn am Bodensee herrscht "Kormorankrieg". Der Vogel soll ausgerottet werden, den Fischern scheint jedes Mittel recht.
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Gemordet wird freilich nur im nächsten "Tatort"-Krimi (Sonntag, 6. Jänner, ARD 20.15 Uhr, ORF1 22.20 Uhr), in Wirklichkeit wird gestritten. Autor Mathias Dinter, auf der Bodensee-Halbinsel Höri aufgewachsen, und Regisseur Jürgen Bretzinger, Stadtrat der Grünen in Ravensburg, haben sich ein brisantes regionales Thema ausgesucht. Denn seit Jahren liegen Fischer und Naturschützer am Bodensee wegen der wachsenden Kormoranpopulation im Dauerclinch. In Vorarlberg hat man Kompromisse geschlossen. "Endlich Jagdverbot aufheben" "Ja klar schau ich mir den ,Tatort' an", sagt Elmar Gehrer, Obmann der Berufsfischer. Er ist einer, der rotsieht, wenn das Stichwort "Kormoran" fällt. "Da betreiben ein paar ihr Hobby auf Kosten anderer", schimpft er. Wer ist gemeint? "Die Ornithologen, wer sonst. Wegen denen gehen Berufsfischer zugrunde." Gehrer ist für rigorose Mittel: "Europaweit muss man die Kormorane jagen, endlich das Jagdverbot aufheben." In Vorarlberg dürfen Kormorane diesen Winter erstmals gejagt werden. Bis Ende Februar, und zwar vom Boot aus. "Aber nur außerhalb des Naturschutzgebietes", betont Walter Niederer, der Gebietsbetreuer im Rheindelta. Auch Niederer weiß, was er am Sonntagabend macht: ",Tatort' schauen." Denn der Kormoranstreit beschäftigt ihn seit Jahren. "Krieg gibt es keinen, aber sehr unterschiedliche Positionen. Und einige wenige, die den Vogel absolut nicht mögen." Niederers Strategie: "Konsenspolitik, für den sozialen Frieden." "Nichts als Alibi" Vergrämungsaktionen, wie dem Roden von Brutbäumen, stimmen Naturschützer "zähneknirschend" zu. Die Kormoranpopulation wird auf 30 bis 60 Brutpaare beschränkt, im Sommer dürfen sich nur noch 300 Vögel am Vorarlberger Ufer aufhalten. Die Vergrämung bewähre sich, sagt Niederer. "Nichts als Alibi", winkt Gehrer ab. Wenig zu fürchten hatten die Vögel bislang durch die Jäger. Seit Oktober wurde erst ein Vogel erlegt. Niederer: "Die Vögel sind schlau, die erwischen sie nicht so leicht." (Jutta Berger/ DER STANDARD, Printausgabe, 5./6. Jänner 2008)