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Foto: APA/Otto Saxinger
Eine Behauptung zieht sich wie ein roter Faden durch die neuere Karriereforschung: Karrieren werden immer komplexer. Einige Forscherkolleginnen und Kollegen betrauern bereits den Tod der Karriere und meinen, die Anstellung auf Lebenszeit sei Nostalgie.

Karrieren als mehr oder minder vorgezeichnete Wege durch das Berufsleben wird es in Zukunft nicht mehr geben, so lautet der Grundtenor vieler Studien. Daten aus unserer Studie zeigen, dass rund die Hälfte der Karrieren innerhalb der ersten vier Jahre von mindestens einem Arbeitsplatzwechsel unterbrochen werden. Mindestens ein Arbeitsplatzwechsel in den ersten vier Jahren - ist das viel?

Kein Unterschied in den Zahlen

Auf jeden Fall ist es in den letzten 30 Jahren nicht mehr geworden. Die Zahlen für Karrieren, die in den 1970er-Jahren, den 1990ern oder ab 2000 begannen, unterscheiden sich nicht. Gibt es die vielbeschworene Zunahme in der Komplexität von Berufskarrieren gar nicht?

Dass Karrieren in den letzten 30 Jahren tatsächlich komplexer geworden sind, zeigt sich erst dann, wenn man genauer hinschaut und nach den Karrieremustern sucht. Erst mit den Methoden der Chaosforschung lässt sich deutlich zeigen, was bisher nur vermutet wurde.

Karrieren werden zunehmend zufälliger und sind weniger planbar. Auch wenn die Zahl der Arbeitsplatzwechsel sich nicht wesentlich erhöht hat, sind die Unterbrechungen in der Karriere heute weniger vorhersehbar als früher, kommen aus heiterem Himmel. Die Karrieren ab dem Jahr 2000 gleichen eher einem Glücksspiel als einer vorgezeichneten Laufbahn. Das war in den 1990er-Jahren noch nicht so und erst recht nicht in den 1970er-Jahren.

Weniger Sicherheit

Die Gründe für diese Entwicklungen sind vielgestaltig, haben aber letztlich damit zu tun, dass heute kaum mehr ein Unternehmen bereit ist, langfristige Sicherheiten zu bieten. Der zunehmende Flexibilisierungsdruck wird direkt an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weitergegeben.

Inwieweit sich diese mit den Umständen arrangieren können und heute auch nicht unzufriedener sind als vor 30 Jahren, hängt davon ab, wie nostalgisch ihre Erwartungen an ihre Karrieren sind bzw. wie gut sie es aushalten, nicht genau zu wissen, wo's langgeht. (Guido Strunk*, DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.1.2007)