New York - Ohne greifbares Ergebnis haben Vertreter Marokkos und der Westsahara-Unabhängigkeitsfront Polisario ihre Verhandlungen in Manhasset bei New York abgebrochen und vereinbart, sie im März wieder aufzunehmen. UNO-Vermittler Peter van Walsum teilte in der Nacht auf Donnerstag mit, es sei den beiden Seiten nicht gelungen, einvernehmlich einen Ausweg aus der Sackgasse zu finden. In den grundlegenden Fragen gebe es unverändert erhebliche Differenzen. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte die beiden Seiten aufgefordert, "substanzielle" Gespräche zu führen, um den seit 32 Jahren währenden Konflikt zu beenden.

Verstärkte Repression

In der dritten Verhandlungsrunde wollte die Polisario die Marokkaner dazu bewegen, einer Reihe von vertrauensbildenden Maßnahmen zuzustimmen. Dabei ging es um den Abbau von Landminen in der besetzten Westsahara und um eine Verbesserung der Menschenrechtslage. Die Besatzungsmacht hatte die Repression zuletzt nach Erkenntnissen von Menschenrechtsorganisationen weiter verstärkt.

Es kam zu Verschleppungen und Verhaftungen von Menschenrechtsaktivisten. Auch in dieser Frage wurde keine Annäherung erreicht. Vor der vierten Verhandlungsrunde will sich der UNO-Vermittler einen persönlichen Eindruck von der Situation in der ehemals spanischen Westsahara verschaffen.

UNO fordert Referendum

Marokko widersetzt sich der Durchführung des von der UNO geforderten Selbstbestimmungs-Referendums in der Westsahara. Die Befreiungsorganisation Polisario ("Frente Popular para la Liberacion de Saguia el Hamra y Rio de Oro") hatte 1976 die Demokratische Arabische Republik Sahara (DARS) ausgerufen, die von über achtzig Staaten anerkannt wird. Marokko hat große Anstrengungen unternommen, um die phosphatreiche Wüstenregion durch massiven Bevölkerungstransfer an sich zu binden. Vor der Küste der Westsahara wird auch Erdöl vermutet. Die DARS-Regierung hatte die Vereinten Nationen aufgerufen, die Erschließung von Ölvorkommen vor der Atlantik-Küste zu stoppen. Dabei ging es unter anderem um die zwischen Marokko und der französischen TotalFinaElf geschlossenen Bohrverträge.

In der UNO-Sicherheitsrats-Resolution 1429 war das Selbstbestimmungsrecht der Westsahara-Bevölkerung anerkannt worden. Während die in Algerien etablierte Exilregierung der DARS dem vom ehemaligen US-Außenminister James Baker ausgearbeiteten Referendums-Plan zugestimmt hat, wird dieser von Marokko abgelehnt. Der Baker-Plan sah vor, die Bevölkerung bis 2008 in einem Referendum darüber entscheiden zu lassen, ob sie die volle Unabhängigkeit will oder zu Marokko gehören möchte.

Während die DARS einem Referendum mit drei Optionen (Unabhängigkeit, Anschluss an Marokko oder Autonomie) zustimmt, kommt für Marokko nur eine Autonomielösung in Frage. Die DARS-Regierung hat ihren Exilsitz im algerischen Wüste Tindouf, wo zehntausende Menschen in Flüchtlingslagern leben (APA/AP)