Sechzig Jahre lang war die tierische Bauchspeicheldrüse die einzige Quelle für die Herstellung von Insulin. Erst in den späten 70er-Jahren begann die biosynthetische Herstellung von Insulin. Ziel in der Entwicklung der so genannten "Designer-Insuline" ist es, möglichst nahe an den natürlichen Insulinspiegel heranzukommen. Erzielt werden die Modifikationen durch Veränderungen an den Molekülen der Insuline. "Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Designer-Insulinen", weiß Heidemarie Abrahamian, Oberärztin an der 3. medizinischen Abteilung im KH Lainz, "die vor allem in der Therapie des Typ-2-Diabetes erfolgreich eingesetzt werden." Diese "Altersdiabetes" ist viel häufiger als der Diabetes Typ 1. Mehr Brot statt Fett Bei der Typ-2-Form reagieren die Körperzellen nicht ausreichend auf das Hormon Insulin, das die Umwandlung des Zuckers in Energie steuert. An erster Stelle der therapeutischen Maßnahmen steht hier eine Steigerung der körperlichen Aktivität. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Diabetestherapie ist die Diät. Hier lautet die Devise der modernen Therapie: Mehr Brot statt Fett. Waren früher die Broteinheitenbeschränkungen wesentlicher Bestandteil der Diabetestherapie, weiß man heute, dass komplexe Kohlenhydrate weitaus günstiger sind als fettreiche, kohlenhydratarme Nahrungsmittel. Wenn Diät und Steigerung der körperlichen Aktivität allein nicht mehr ausreichen, ist der Einsatz von oralen Antidiabetika notwendig. "In den USA spricht man von: one meal - one dose", weiß Abrahamian. Zum Einsatz kommt dabei monomeres Insulin, also eine Modifikationen des Insulinmoleküls, die ein deutlich günstigeres mahlzeitenbezogenes Wirkprofil als reguläres humanes Insulin zeigt. Bei schwereren Fällen oder bei tolerierter schlechterer Einstellung muss die Therapie allerdings erweitert werden. Abrahamian: "Hier hat sich die Verabreichung von Bedtime-Insulin sehr gut bewährt." Tagsüber wird die Tablettentherapie aufrechterhalten und vor dem Schlafengehen nimmt der/die PatientIn ein Verzögerungsinsulin in erforderlicher Dosierung. Schwierig zu behandeln sind derzeit noch schwer übergewichtige Typ-2-PatientInnen, die zwar einen hohen Insulinspiegel besitzen, der aber vom Körper nicht verarbeitet wird. Abrahamian: "Hier werden in Zukunft so genannte Glitazone zum Einsatz kommen, die die Insulinresistenz verbessern und das Insulin im Körper wieder wirksam werden lassen." Derzeit können Glitazone allerdings noch schwere Leberschäden verursachen, doch es gibt bereits modifizierte Formen. Als größten Erfolg in der modernen Diabetestherapie sieht Abrahamian allerdings die Entwicklung von inhalierbarem Insulin: "Wir haben hier in Lainz europaweit den ersten Patienten auf inhalierbares Insulin eingestellt", ist Abrahamian stolz. (gab) (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 28.8. 2000)