Ein halbes Jahr ist die charmante Idee mit der Übertragung der Lizenz von Pasching nach Klagenfurt alt, da rät der Ideenschwinger und Kärntner Landeshauptmann, die Lizenz zu verkaufen. Die Kärntner Austria steckt in groben Finanzschwierigkeiten, weil der Kick im neuen Klagenfurter EM-Stadion so teuer ist, und spielt das Schlusslicht der T-Mobile Bundesliga.

Zwar kann man eine Bundesliga-Lizenz nicht verkaufen, und es hat auch nach Aussage der Wiener Austria nie Verhandlungen mit deren Mäzen Frank Stronach gegeben, aber was schert einen charmanten Ideenbringer schon die Wirklichkeit?

Hätte er nur andere Ideen, die ihm sein Charme so eingab - um Ortstafel-Gesetze nix kümmern, Dienst-Clubbing in Discos, Feiern mit SS-Mumien -, irgendwohin verklopft.

Aber auch ohne die bestenfalls von episodischer Bedeutung bleibenden Klagenfurter greift des Fußballs Charme um sich. Stronachs Stellvertreter bei der Wiener Austria hat vor wenigen Tagen mit Schwanenstadt verhandelt. Das Vorhaben ist bekannt und soll ein Problem der Stronach-Akademisten lösen. Sie spielen bei den Austria-Amateuren und können nicht in die T-Mobile Bundesliga aufsteigen, da dort Austrias Erste spielt und zwei Mannschaften ein und desselben Vereins in der obersten Liga nicht erlaubt sind.

Die Verhandlungen weisen, wenn überhaupt, eher darauf hin, dass Stronach der Austria erhalten bleibt. Sein Interesse an der Akademie ist nachhaltig und ernsthaft. Die Gestion des Vereins hat sich seit der Machtübernahme durch Ernst Neumann drastisch verbessert. Die Kündigung des Sponsorvertrags mit der Austria durch Magna (6. 12. 2007) wiederum war vorgesehen, weil sich sonst der Vertrag automatisch um ein Jahr bis Sommer 2009 verlängert hätte.

Ohne Stronachs Charme wäre die Bundesliga ärmer, was man von den Provinzgecken aus Klagenfurt nicht behaupten kann. (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 07.01.2007)