Vorjahressieger Agassi mit Finalgegner Todd Martin
New York - So mancher Top-Spieler hat die US Open mehr als einmal verflucht. Denn das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres im New Yorker Stadtteil Queens ist in vielerlei Hinsicht extrem. Das Publikum ist laut und unberechenbar. Tausend Gerüche liegen in der heißen, häufig drückend feuchten Sommerluft. Das Turnier ist für die Tennisspieler eine einzige Plackerei. Die "Night Sessions" sind legendär. Gigantismus ist Programm in Amerika: 15.011.000 Dollar, umgerechnet rund 229 Millionen S (16,6 Mio. Euro), werden bei der Millenniums-Auflage an Preisgeld ausgeschüttet. Wimbledon war in diesem Jahr mit 12,6 Millionen Dollar dotiert, die French Open in Paris mit 9,6 Millionen. Die 6,5 Millionen Dollar bei den Australian Open in Melbourne nahmen sich vergleichsweise wie Peanuts aus. Gleichheit Nur in New York kassieren die Damen so viel wie die Herren. Mit 800.000 Dollar (886.820 Euro/12,2 Mio. S) werden die Einzeltitel in diesem Jahr honoriert. Der Amerikaner Arthur Ashe, nach dem das 1997 eingeweihte, 254 Millionen Dollar teure und mit 23.000 Sitzplätzen größte Tennisstadion der Welt benannt worden ist, musste sich als erster Champion der Open Ära vor 32 Jahren noch mit 14.000 Dollar bescheiden. Als Amateur durfte der Leutnant der US-Armee den Siegerscheck allerdings nicht einlösen. 584.490 Zuschauer kamen im vergangenen Jahr. Natürlich war das Rekord. 40 Dollar kosten die Tickets im Schnitt, 680 Dollar eine Logen-Karte in vorderster Reihe beim Finale. In der letzten Reihe der Arthur Ashe Arena, hoch oben in schwindelnder Höhe, ist das Zuschauen zwar viel preiswerter, dafür sind die Spieler dort klein wie Ameisen. Der New Yorker Geldadel kann dem Treiben auf dem Center Court in bester Sicht-Lage aus einer der Suiten mit Badezimmer und Balkon bewohnen. Bis zu 100.000 Dollar sollen die 90 Luxus-Suiten kosten. Dafür gibt es feine Häppchen zu speisen, während das Fußvolk für ein Hühnchen-Sandwich zum Preis von 8,50 Dollar anstehen muss. Neues Stadion ohne Flugzeuge 300 Millionen Dollar fließen während der zwei Turnierwochen in die Kassen des US-Tennisverbandes (USTA), der im Juli stolz den Abschluss neuer Sponsoren-Verträge mit einem Volumen von 40 Millionen Dollar bekannt gab. "Tennis erlebt eine Wiedergeburt", erklärte ein Sprecher des Verbandes. Vergessen sind die Zeiten, als der Tennis-Standort New York ernsthaft auf der Kippe stand. Der privat finanzierte Bau der neuen Super-Arena stellte sich als richtige Entscheidung heraus. Und die für die zwei Turnierwochen durchgesetzte Änderung der Flugroute der auf dem La- Guardia-Airport startenden Jets, die früher im Minutentakt über die Anlage donnerten und Spieler sowie Zuschauer mit ohrenbetäubendem Lärm nervten, hat die US Open von ihrem schlimmsten Fluch befreit. (APA/dpa)