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Freie Fahrt seit der Schengenerweiterung auch an der Grenze in Nickelsdorf. Die ungarische Maut ist herüben teurer.

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Auf der Vignette ist als Preis 2550 Forint angeführt, nach derzeitigem Kurs genau zehn Euro. In Österreich muss man aber 13 Euro bezahlen.

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Wien/Budapest – Lothar S. ist keiner, der Maut prellt. Schon gar nicht, wenn er nach Ungarn fährt, wo die Einhaltung der Mautpflicht auf Autobahnen ähnlich scharf kontrolliert wird wie in Österreich. Also besorgte sich der pflichtbewusste Autofahrer am Silvestertag schon am Grenzübergang Nickelsdorf beim ÖAMTC-Stützpunkt eine magyarische Wochenvignette. Kosten: 13 Euro. Erst als er wieder daheim in Wien war, fiel ihm der auf dem Pickerl angegebene Originalpreis von 2550 Forint auf – umgerechnet ziemlich genau zehn Euro (Dienstag-Kurs). Macht nach Adam Riese einen Unterschied von drei Euro plus. Lothar S. fragte sich also: Wird auf österreichischer Seite zusätzlich zur ungarischen Autobahnmaut ein Körberlgeld von 33 Prozent eingehoben?

Beim der heimischen Mautmacht, der Autobahnbetreibergesellschaft Asfinag, kennt man das "ungute Problem". Als Grund nennt Sprecher Marc Zimmermann den sich häufig ändernden Wechselkurs. Da der ungarische Forint ständigen Kursschwankungen unterworfen sei, "wurde von internationalen Partnern in der Vergangenheit ein genormter Wert zur Umrechnung in Euro festgelegt", erklärt Zimmermann im Standard-Gespräch. Und bei an sich "günstigem" Wechselkurs könne der Unterschied zum Normwert eben höher ausfallen.

Wie der Normwert festgelegt wurde, ist unklar. Die Gleichung "2550 Forint = 13 Euro" entspricht jedenfalls einem Wechselkurs von 196 Forint für einen Euro. Der Referenzkurs der Europäischen Zentralbank lag in den vergangenen Jahren aber immer über 240 Forint.

Beim ÖAMTC, dessen Zweigstelle in Nickelsdorf die Mautgebühr für die ungarische Autobahn-Beteiligungsgesellschaft AAK einhebt, beruft man sich ebenfalls auf einen schwankungskorrigierten Umrechnungswert. Aber nicht nur. Zur Mautgebühr komme nämlich noch eine "Manipulationsgebühr" dazu. Wofür? Für die Instandhaltung einer Standleitung zur ungarischen AAK und für Personalkosten, die aber nur einen sehr kleinen Teil ausmachten.

Ein faires Service

"Alles in allem ein faires Service für Autofahrer, die noch auf österreichischer Seite die Maut bezahlen können und damit auch etwaigen Sprachproblemen auf ungarischer Seite aus dem Weg gehen können", heißt es beim größten heimischen Autofahrerklub.

Lothar S. wird das nächste Mal dennoch "erst drüben" die Maut bezahlen. Dann aber wird er gar kein Pickerl mehr erhalten, denn Ungarn hat mit 1. Jänner 2008 auf ein elektronisches Mautsystem umgestellt. Die virtuelle "E-Vignette" kann per SMS, Internet (siehe Webtipp), oder Telefonanruf, aber auch weiterhin bei autorisierten Verkaufsstellen und an Tankstellen erworben werden. Nach dem Kauf erhält man einen Beleg beziehungsweise eine Bestätigungsnachricht, die unbedingt mitgeführt werden muss.

Wer in Ungarn als Mautsünder ertappt wird, sollte nicht darauf bestehen, eine Strafe sofort zu bezahlen, rät der ÖAMTC. Denn ungarische Polizisten seien nicht dazu befugt, Strafgelder einzuheben. Wer dennoch gleich bar bezahlen wolle, müsse damit rechnen, dass das als Bestechungsversuch ausgelegt werde.

Außerdem noch seit Jahresbeginn zu beachten in Ungarn: Fußgänger, die außerhalb des Ortsgebietes auf einer Straße unterwegs sind, müssen bei schlechten Sichtverhältnissen eine Warnweste tragen. Für Radfahrer besteht diese Pflicht schon seit einem halben Jahr. (Michael Simoner/ DER STANDARD, Printausgabe, 9. Jänner 2008)