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Yahoo-CEO Jerry Yang (großes Bild Mitte) hat im Kampf gegen Google die Handy-Trumpfkarte gezückt und hofft mit neuen Mobil- und E-Mail-Diensten gegen den Rivalen Boden wettmachen zu können.

Foto: APA/AP/Paul Sakuma
Er sei "das neue alte Gesicht von Yahoo ": 13 Jahre nachdem er mit David Filo Yahoo als "Ausgangspunkt" für die Internetreise gründete, ist Jerry Yang zurück. Im Sommer übernahm er erneut die Rolle als CEO, und bei der diesjährigen Consumer Electronics Show (CES) zeigte er, dass Yahoo dem jüngeren und erfolgreichen Rivalen Google das Online-(Werbe-)Geschäft nicht kampflos überlassen werde.

Vom Desktop aufs Handy

Die Arena der Auseinandersetzung hat vom Desktop auf das Handy gewechselt. Nachdem Google vor zwei Monaten mit "Android" eine Initiative für Open-Source-Entwicklung von Handys ins Leben rief, kontert Yahoo jetzt mit der Öffnung seines Mobilportals fürs Handy, Yahoo Go, für die Anbieter anderer Onlinedienste.

Yahoo Go 3.0 (als Beta) soll der ideale Startpunkt für die mobile Onlinereise sein, sagt Yang. Dazu bedient sich die Software "Widgets", quasi atomisierter Internetangebote, die sich auf dem kleinen Bildschirm leichter darstellen lassen: Nebst Mail und Kalender (von Yahoo, natürlich) sollen so eBay, MySpace, Flickr, Newssites und zahllose andere Webangebote für den kleinen Schirm optimiert werden.

Die Plattform

Yahoo Go 3.0 stellt die Plattform zur Verfügung, auf der alle diese Onlineservices ihre Widgets ablaufen lassen. Benutzer suchen nur aus, welche Dienste auf ihr Handy sollen, Yahoo Go fügt die Übersicht in einer handytauglichen Homepage zusammen. In Schlagzeilenform sieht man auf dieser Seite das Wichtigste jedes einzelnen Dienstes. Damit versucht Yahoo, das Geschäft mit mobiler Werbung (die über die Yahoo-Homepage am Handy eingespielt wird) an sich zu ziehen. Direkte Konkurrenz zu Googles Android-Initiative sieht Yang nicht. "Android ist erheblich anders, Google baut an einem Betriebssystem. Wir sind dagegen auf der Ebene der Anwendungen tätig", sagt er im Gespräch mit österreichischen Journalisten. "Unser Yahoo Go gibt es für die verschiedensten Betriebssysteme".

Brückenbau

Auch im Desktop-Bereich arbeitet Yahoo am Comeback als Innovator. Den Schlüssel dazu sieht Jerry Yang in einer alten Anwendung, die neuen Glanz erhalten soll: E-Mail. Diese soll sich zu einer Plattform für alle möglichen Dienste entwickeln. Einen konkreten Erscheinungstermin dafür gibt es allerdings noch nicht.

Unterschiedliche Quellen

Das Mailprogramm fasst Informationen aus unterschiedlichsten Quellen zusammen: aus Mails selbst, Instant-Messaging oder Mitteilungen von Freunden diverser sozialer Plattformen. Und es baut Brücken zu anderen Anwendungen: zu Yahoo Maps, zum Fotodienst Flickr, zu sozialen Netzwerken. Die Mail im Eingangsfach wird nicht mehr nach Eingangszeit geordnet, sondern anhand einer Analyse der eigenen Kontakte: Mails von Menschen, mit denen man engen Kontakt hält, werden automatisch weiter vorgereiht. Gesprächsfäden - meist in Betreff-Zeilen abgebildet - werden automatisch zusammengefasst, sodass auf einen Klick alle Korrespondenz zu einem Thema bei der Hand ist.

Maximale Zustimmung

Anhand einer Verabredung in Las Vegas zeigt Yang, wie der Alltag einfacher werden könnte: Fünf Personen wollen sich zum Dinner treffen; aufgrund ihrer bei Yahoo abgelegten Profile (die auch Lieblingsessen enthalten) und in Verbindung mit dem gewünschten Ort schlägt Yahoo vier Lokale vor und reiht sie nach der vermuteten maximalen Zustimmung. Der endgültige Vorschlag wird vom Einladenden automatisch verschickt, und jeder Teilnehmer erhält Informationen über das vorgeschlagene Lokal. Auf einer Karte werden auch die "Tags" angezeigt, die Flickr-Fotografen zu der Lage angelegt haben - und auf Mausklick dazugehörige Fotos.

Öffnen für die Entwickler

Auch das künftige Mailkonzept beruht auf Öffnung des Yahoo-Angebots für andere Entwickler. "Mail wird sich zu einer Umgebung für andere Anwendungen entwickeln", sagt Yang. Aber "es gibt Grenzen für die Offenheit", räumt Yang im Gespräch mit dem Standard ein, "aus Gründen der Datensicherheit, der Privatsphäre und natürlich auch unterschiedlicher Business-Modelle" - soll heißen: Der Konkurrenz der Anbieter untereinander. "Wir wollen so offen sein, wie wir können, und diese unterschiedlichen Aspekte ausgleichen."(Helmut Spudich aus Los Angeles/DER STANDARD, Printausgabe vom 9.1.2008)