Wie drückt sich Unternehmensethik aus?

Grafik: STANDARD

Fragen der Unternehmensethik

Grafik: STANDARD

Welche Rolle spielen Ethik und Werte in der Unternehmensentwicklung? In Österreich – im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz – eine eher geringe, sagt die Beratergruppe Neuwaldegg.

Die Bewertung von Unternehmen – durch Konsumenten, Aktionäre und Stakeholder – erfolgt immer häufiger über das nach außen getragene Verhalten. Über die Trennung der "Guten" von den "Schlechten" entscheiden Werte und Ethik des jeweiligen Unternehmens. Dessen sei man sich – aus Sicht der Unternehmen –, so die aktuelle Top-Management-Survey der Beratergruppe Neuwaldegg, auch bewusst. Zwischen dem, was sein könnte und dem, was tatsächlich ist, tut sich allerdings eine mitunter große Kluft auf. 300 Führungskräfte der D-A-CH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) wurden für die Umfrage "Unternehmensethik und Werte" befragt.

Vorreiter Schweiz

Laut Studie seien für rund die Hälfte der befragten Manager in Deutschland, Österreich und der Schweiz (47 Prozent) Fragen der Unternehmensethik kontinuierliches Thema in der Unternehmensentwicklung. Vorreiter sei hier die Schweiz: Hier spielen ethische Grundsätze in knapp 60 Prozent der Unternehmen eine wichtige Rolle. Österreich ist hier mit lediglich 37 Prozent eher abgeschlagen am hinteren Ende. Nach Branchen betrachtet, so die Studie weiter, haben folgende Branchen ethische Werte und Leitmotive in ihre Unternehmensentwicklung aufgenommen: Informations- und Consultingbranche (73 Prozent), Tourismus- und Freizeitbranche (65 Prozent), Finanzunternehmen (58 Prozent) und Industrie (56 Prozent).

Allerdings liege, so die Experten der Beratergruppe Neuwaldegg, zwischen Theorie und Praxis doch eine nicht zu unterschätzende Grauzone. So gaben lediglich rund zehn Prozent der befragten Manager an, dass in ihrem Unternehmen derzeit ein Projekt in Sachen Unternehmensethik umgesetzt werde. Zehn weitere Prozent denken über ein entsprechendes Projekt nach, und für rund 20 Prozent seien Fragen der Ethik derzeit überhaupt kein Thema – über die restlichen 60 Prozent waren keine Angaben verfügbar.

Wer bestimmt, was ethisch ist?

Für ethische Fragen der Unternehmensentwicklung gibt es keine Benchmark – lediglich Tendenzen sind hier erkennbar. So drückt sich Unternehmensethik laut Neuwaldegger Umfrage für je 60 Prozent der Führungskräfte in der Orientierung an eigenen Unternehmenswerten sowie im partnerschaftlichen Umgang mit Mitarbeitern, Lieferanten und Stakeholdern aus. Für ein Drittel sei die Orientierung an ökologischen Themen und Nachhaltigkeit relevant (Schweiz: 43 Prozent), ein Viertel der Befragten sieht die Schwerpunktsetzung in Sachen Unternehmensethik in gesellschaftspolitischer Verantwortung begründet – in Deutschland sind das 30 Prozent; für österreichische Manager spielt das nur zu 20 Prozent eine Rolle.

Wie aber sieht es aus, wenn es um die Umsetzung der eigenen Wertvorstellungen geht? Hier sind laut Umfrage die deutschen Manager am häufigsten "im Reinen": 54 Prozent können – laut eigenen Angaben – Entscheidungen im Einklang mit ihren persönlichen Werten treffen. In Österreich tun dies 40 Prozent der Manager, in der Schweiz 35 Prozent. Am besten geht es hier den Spitzenkräften im Finanzwesen und der Industrie. Sie geben an, zu 60 Prozent nach ihren eigenen Wertvorstellungen agieren zu können. (Heidi Aichinger/DER STANDARD; Printausgabe, 12./13.1.2008)