Kommt sie, kommt sie nicht? Das Rätseln über eine kommende Rezession in den USA hat einen Höhepunkt erreicht. Trotz unklarer Datenlage und unsicherer Zukunft machen uns diverse Experten weis, wie es weitergeht. Und sie kennen den Weg in die Schlagzeilen nur allzu gut: Der ist mit der Verwendung des bösen R-Worts besonders leicht.

Doch die aktuellen Prognosen sind nicht viel mehr wert als der Blick in die Kristallkugel. Vielleicht sogar weniger, hoffen doch gerade die aus den Investmentbanken kommenden Absender der konjunkturellen Hiobsbotschaften auf stimulierende Maßnahmen der Regierung und Notenbanken, um angeschlagenen Instituten größeres Ungemach zu ersparen. Das heißt freilich nicht, dass eine Rezession ausgeschlossen ist, sondern dass die Prognosen derzeit ohne Gehalt sind.

Die weitere wirtschaftliche Entwicklung in den Vereinigten Staaten hängt ganz entscheidend vom Verhalten der Konsumenten ab, die in den USA eine weit größere Bedeutung haben als in Europa. Keine Frage: Die Vorzeichen sind schlecht. Das Platzen der Immobilienblase hat die Hausbesitzer schwer getroffen, Zwangsversteigerungen zählen zum Alltag, neue Kredite sind immer schwieriger zu bekommen. Der Stellenabbau der Wirtschaft wird der Spendierlaune einen weiteren Dämpfer versetzen, auch wenn zuletzt bessere Daten vom US-Arbeitsmarkt kamen.

Doch wurde die Flexibilität der Vereinigten Staaten schon oft unterschätzt. Mit raschen Anpassungen am Arbeitsmarkt können Schocks dort – im Gegensatz zu Europa – schnell absorbiert werden. Diese Erfahrungen der Vergangenheit sollten nicht jedes Mal vergessen werden, wenn sich ein Abschwung abzeichnet. Viele Ökonomen würde es nicht wundern, wenn die USA heuer schon wieder schneller wachsen als die alte EU. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12./13.1.2008)