Coverfoto: Frederking & Thaler

Phalacrocorax aristotelis, auf Deutsch Krähenscharbe: Der Vogel trägt den Urvater der Naturforschung in seinem wissenschaftlichen Namen, seine Abbildung ziert das erste Kapitel über Die großen Naturforscher. Gegen Ende geht es um Charles Darwin, den "Vollkommenen" in der Riege. Dazwischen aber ist noch Platz für 37 weitere Männer und Frauen - Letztere allerdings in der radikalen Minderheit von zwei -, die die Beobachtung, Beschreibung und Systematisierung unserer Umwelt voranbrachten.

Und auch deren bildliche Darstellung. Denn der vorliegende Band erzählt nicht nur aus dem Leben der Forscher, zitiert nicht nur aus ihren Arbeiten, sondern zeigt exemplarisch Illustrationen, die sie angefertigt haben bzw. die von ihnen gemacht wurden. Robert Huxley, Leiter der botanischen Sammlung im Londoner Natural History Museum und Herausgeber, konnte nämlich auf den enormen Bilderschatz seiner Institution zurückgreifen. Er ergänzte sie durch viele weitere Beispiele von Sammlungen aus aller Welt. In den Kapiteln, verfasst zum Großteil von angelsächsischen Experten, werden The Naturalists zum Leben erweckt: aus Antike, Renaissance, Aufklärung, 19. Jahrhundert (so die Einteilung des Buches), von Theophrast bis Mary Anning, von Ulisse Aldrovandi bis Alexander von Humboldt - in der Ära der Vermessung der Welt übrigens keine schlechte Ergänzung der Fachkenntnisse. Zudem ist es spannend zu verfolgen, wie viel fundiertes Wissen über die Entwicklung der Natur in Gefahr ist, vergessen zu werden, bzw. bereits ignoriert wird.

Dass das Buch im späten 19. Jahrhundert aufhört, hat laut dem Herausgeber damit zu tun, dass damals sowohl die Zeit der großen "wohlhabenden Amateurforscher" zu Ende ging als auch die Idee einer allgemeinen Naturwissenschaft. Biologie und Geologie entwickelten sich auseinander, und das war erst der Anfang einer immer radikaleren Spezialisierung. Immerhin, wie etwa das Kapitel über den Artenforscher A. R. Wallace zeigt, wirken die klassischen Arbeiten noch in der aktuellen ökologischen Forschung nach. (Michael Freund/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12./13. 1. 2008)