Favorit Vincent Bueno gewann überlegen "Musical! Die Show" im ORF.

Foto: ORF/Schafler
Natürlich hatte Vincent Bueno vom Start der jüngsten ORF-Castingsause "Musical! Die Show" weg entscheidende Vorteile gegenüber seinen Mitperformern.
  • 1. Der 22-Jährige heißt wie ein aus Funk und Fernsehen bekannter Haselnussschokoriegel des italienischen Überraschungseierriesen Ferrero. Ein klares Plus beim - für den werbefinanzierten ORF hoffentlich auch ausreichend vorhandenen - jungen Zuschauerinnen und Zuschauern.

  • 2. Er ist männlich, was beim tendenziell weiblichen Publikum von Sing- und Tanzshows tendenziell ganz gut ankommt. Vor allem, wenn man so ansprechend aussieht wie Herr Bueno - und doch sehr adrett, was wiederum bei der auch älteren weiblichen Zielgruppe hilft. Wiewohl die nicht ganz so bereitwillig die ORF-Mehrwertnummer wählt oder ansmst wie die Jüngeren.

  • 3. Dem jungen Mann stehen Strapse und Netzhöschen zumindest ähnlich gut wie Kontrahentin Gudrun. Das hilft möglicherweise neben seinem erfreulichen Aussehen bei jener nicht zu unterschätzenden Zielgruppe, der auch Moderator Alfons Haider angehört. Wir entnehmen allerdings gerade einem bunten Blatt, dass Herr Bueno seine (vom ORF oft gezeigte) Freundin Barbara alsbald zu ehelichen gedenkt.

  • 4. Wichtigster Startvorteil des "Musical!"-Siegers freilich war: Er kann singen, er kann sich bewegen, hat Humor, kann spielen. Er kann, diese Einschätzung von Haider (Alfons) erreichte uns Sonntag, wohl problemlos einen vollen Saal unterhalten. Vincent Bueno hat offenbar das Zeug zu einem bleibenderen Phänomen als all die Tschuggnalls und Pötzls und sonstigen Sieger früherer ORF-Castings.

    Quasi ein Christian Stürmer in einem anderen Genre, womöglich auch mehr, sagen Auskenner. Wenn er jetzt nicht vor lauter Boulevard- und Societyhype abhebt, sich zudem professionell managen lässt. Ob gerade die von Alfons Haider angebotene Rolle in "La Cage aux Folles" (Ein Käfig voller Narren) auf der Stockerauer Sommerbühne zu Startum führt, warten wir einmal ab. Der ORF könnte junge Entertainer durchaus brauchen.

    Abseits seiner Berechtigung erfreulich an Buenos Sieg: Der gebürtige Wiener mit philippinischen Wurzeln führte Freitag vor, dass selbst in Österreich Menschen mit Migrationshintergrund mehrheitsfähig sind. Fast zwei Drittel der Anrufer stimmten für ihn. "Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich" rief er nach seinem Sieg. Da meinte er wohl seinen Vater, Sänger und Gitarrist, Jazz und Rock'n'Roll, der Vincent mit zwölf seine ersten drei Akkorde auf dem Klavier beibrachte.

    Nach der Hauptschule schaffte es Vincent aufs Konservatorium, und nun die TV-Abstimmung. "Bist du deppert, Oida", tobte er danach über die Bühne. Der Mann kann nicht nur singen, tanzen und spielen, er kann sich auch richtig freuen. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 14.1.2008)