Berlin - Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" schreibt von einer zu befürchtenden dramatischen Verteuerung bei Galileo: Statt der veranschlagten 3,4 Milliarden Euro werde das satellitengestützte europäische Navigationssystem mindestens fünf, womöglich sogar zehn Milliarden Euro kosten. Dies hätten Fachleute der Industrie und Finanzexperten der EU veranschlagt.

Kalkulation(en)

Auch der deutschen Regierung liege eine vertrauliche Expertise vor, nach der die Kosten des Projekts, das ab 2013 dem amerikanischen GPS Konkurrenz machen soll, selbst unter optimalen Bedingungen um mindestens 1,5 Milliarden Euro steigen werden. Jeder Zeitverzug, jedes technische Problem erfordere zusätzliches Geld. Die Kostenexplosion sei Folge des erst vor wenigen Wochen unter den 27 EU-Staaten mühsam ausgehandelten Kompromisses. Die Entwicklungsphase für das aufwändige Projekt mit seinen 26 um die Erde kreisenden Hightech-Trabanten gilt danach als abgeschlossen und bezahlt.

Tatsächlich fehle aber technisch noch eine Menge, erläuterte ein Galileo-Spezialist dem "Spiegel". Die Ausgaben dafür belasteten nun die Kalkulation für die Bauphase. Dabei sei auch diese aus politischen Gründen schöngerechnet. Manche der beteiligten Firmen, Staaten und EU-Kommissare gingen schlicht davon aus, dass das Projekt auch bei astronomischen Kostensteigerungen nicht zu stoppen sei.

Gegenstatement

Die EU-Kommission hält indessen an ihrer Kostenschätzung für das europäische Satellitensystem Galileo fest. "Unsere Schätzung beläuft sich auf 3,5 Milliarden Euro", sagte ein Sprecher der Brüsseler Behörde am Montag.

Kommissionssprecher Michele Cercone erklärte, der Aufbau der Infrastruktur bis zum Jahr 2012 solle die veranschlagte Marke nicht überschreiten: "Diese Kosten haben unsere Dienste, die Europäische Raumfahrtagentur und die nationalen Regierungen überprüft." Die Schätzung beruhe auf einer soliden Grundlage. Teurer werde das Projekt, wenn man Folgekosten einberechne, sagte Cercone. (APA/dpa)