Moskau - Tschetschenische Separatisten haben die Verantwortung für den Brand im Moskauer Fernsehturm Ostankino übernommen. Auf der Website der Untergrundkämpfer (www.kavkaz.org ) hieß es in der Nacht auf Dienstag, Feldkommandant Schamil Basajew sei verantwortlich für den Brand des zweithöchsten Fernsehturms der Welt. Die Rebellen übernahmen auf der Website auch die Verantwortung für den Untergang des U-Bootes "Kursk" am 12. August. Die russischen Behörden haben bisher die Möglichkeit eines Anschlags in Ostankino ausgeschlossen. Von russicher Seite gibt es zu diesen Aussagen noch keine Stellungnahme. 25.000 Dollar bezahlt Zum Hergang des Brandes in dem Fernsehturm hieß es auf der Website, tschetschenische Kämpfer hätten einer Person 25.000 Dollar (27.756 Euro/381.933 S) für die Ausführung des Anschlags bezahlt. Nach offiziellen russischen Angaben hat vermutlich ein Kurzschluss den Brand in dem 540 Meter hohen Turm ausgelöst. Weiterhin unklar war die Zahl der Toten: Das Ministerium für Katastrophenschutz meldete, zwei Tote seien in einem abgestürzten Aufzug gefunden worden. Nach Agenturmeldungen könnten sich in dem Lift aber bis zu vier Menschen aufgehalten haben. Die Feuerwehr versuchte Dienstag früh mit Schweißgeräten, die Leichen der Menschen aus dem abgestürzten Aufzug zu bergen. Der Aufzug war nach mehr als 200 Meter freiem Fall aufgeprallt und befindet sich sieben Meter unter der Erdoberfläche. Auf die Liftkabine fielen Gegengewichte und insgesamt drei Kilometer Aufzugseile. Die Stahltrosse wurden in der Früh entfernt. Abriss wahrscheinlich Experten untersuchen am Dienstag den stark beschädigten Fernsehturm. Wahrscheinlich müsse der 540 Meter hohe Turm abgerissen werden, sagten Fachleute des russischen Staatskomitees für Bauwesen der Nachrichtenagentur Interfax. Fast alle 180 Stahlseile, mit denen die Betonkonstruktion im Inneren gesichert wird, seien beschädigt. Andere Experten entwickelten dagegen Projekte zur Renovierung des zweithöchsten Fernsehturms der Welt. Die Feuerwehrleute konnten die Flammen am Montag erst nach mehr als 24 Stunden Brand löschen. Im Laufe des Tages kämpften sich die Löschmannschaften Meter um Meter von unten bis zur Stahlspitze des Turms vor, wo das Feuer am Sonntagnachmittag in 450 Meter Höhe ausgebrochen war. Der Turm mit einem Restaurant und einer Aussichtsplattform in 330 Metern Höhe brannte innen weitgehend aus. Nach dem Drama um den symbolträchtigen Fernsehturm, der 1967 bei seiner Eröffnung ein "Stolz der Sowjetunion" war, kritisierte Präsident Wladimir Putin die Misswirtschaft im Land. Die Tragödie habe die "riesigen Probleme" der Wirtschaft offen gelegt. Nur durch einen wirtschaftlichen Aufschwung könne eine Lage geschaffen werden, "in der wir ähnliche Katastrophen vermeiden können", sagte Putin. Wegen des Brandes konnten die größten Fernsehsender des Landes nur eingeschränkt ihr Programm ausstrahlen. In Moskau wurde lediglich ein kleiner Privatsender empfangen. Kursk: Inlandsgeheimdienst schließt Verwicklung aus Erst wenige Tage vor dem Brand war die russische Öffentlichkeit vom Tod der 118 Seeleute an Bord des Atom-U-Bootes "Kursk" erschüttert worden. Noch immer ist die Ursache des Unglücks ungeklärt. Die tschetschenischen Rebellen machten auf der Website keine genauen Angaben über ihren angeblichen Anschlag auf das Schiff. Ein aus Dagestan stammender Seemann habe freiwillig die "Kursk" zerstört, hieß es lediglich. Tatsächlich waren zwei Besatzungsmitglieder aus Dagestan, einer Nachbarrepublik Tschetscheniens. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB prüft nach eigenen Angaben die Herkunft der beiden Seeleute, schloss aber eine Verwicklung in das Unglück aus. Basajew wird in Russland seit seinem blutigen Überfall auf ein Krankenhaus in Budjonowsk im Jahr 1995 als "Staatsfeind Nummer Eins" und "Terrorist" gesucht. Er ist einer der führenden Kommandanten der tschetschenischen Separatisten und hat wiederholt gedroht, den Krieg in der abtrünnigen Kaukasusrepublik mit Anschlägen ins Zentrum Russlands zu tragen. Vor einem Jahr wurden bei einer Anschlagserie aus Wohnhäuser mehr als 300 Menschen getötet. Die russische Führung machte dafür tschetschenische "Terroristen" verantwortlich und begann den zweiten Krieg im Kaukasus. (APA/Reuters/dpa)