Die internationalen Börsen erwischten alles andere als einen guten Start in das Jahr 2008. Weltweit rutschten die führenden Leitindizes tief in die Minuszone. Wegen der anhaltenden Finanzmarktkrise und der Angst vor einer Rezession in den Vereinigten Staaten ist vorerst keine Entschärfung der Lage in Sicht. Somit dürften Nervosität und Volatilität hoch bleiben – ein ideales Szenario für Discount-Zertifikate. Viele dieser Papiere locken jetzt mit attraktiven Einstiegskonditionen.

Versöhnliches Jahresende...

Die letzten Handelstage im alten Jahr stimmten optimistisch: Weltweit sammelten die Anleger noch einmal ihre Aktienlieblinge ein und die Indizes legten einen kleinen Schlussspurt hin. Im benachbarten Deutschland knallten die Sektkorken an Silvester besonders laut. Schließlich schaffte der DAX im Jahr 2007 ein Plus von satten 22,3 Prozent. Damit liegt das Frankfurter Börsebarometer unter den Märkten der Industriestaaten weit vorne. Der EURO STOXX 50, der die wichtigsten europäischen Aktien vereint, aber keine Dividenden berücksichtigt, kann immerhin noch einen Zuwachs von fast sieben Prozent vorweisen. Selbst im krisengeschüttelten Amerika legten die Indizes S&P 500, NASDAQ Composite und Dow Jones zwischen 4,2 und 10,7 Prozent zu. Auch in Österreich kam es zu guter Letzt doch noch zu einem versöhnlichen Ausklang. Quasi in letzter Minute überwand der ATX seinen Endstand vom vorvergangenen Jahr und schloss 2007 mit einem hauchdünnen Plus von 1,1 Prozent ab – bereits das siebte Jahr in Folge mit positiven Vorzeichen. Seit Ende 2000 türmten sich die Kursgewinne des Wiener Leitindex somit auf stattliche 320,5 Prozent oder 22,8 Prozent p.a. Da konnte kein anderer westeuropäischer Index mithalten.

...doch die Freude währte nicht lange

Allerdings kippte die Stimmung bereits in den ersten Jännertagen. Die Belastungsfaktoren sind im Prinzip die gleichen, die den Anlegern auch 2007 – zumindest zeitweise – schon das Leben schwer machten. Das ist zum einen der hohe Ölpreis. Pünktlich zum ersten Handelstag knackte die Notierung für ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI die Marke von 100 US-Dollar. Der teure schwarze Schmierstoff könnte sich bremsend auf die Weltwirtschaft auswirken. Gleichzeitig wächst – und das mag so gar nicht zum teuren Öl passen – die Furcht vor einer Rezession in den USA. Infolge der seit rund einem halben Jahr schwelenden Subprimekrise schwächten sich zum Jahresauftakt die Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten in den USA merklich ab. Daraufhin erfasste eine Verkaufswelle die amerikanischen Börsen, die – wie eigentlich fast immer – über den Atlantik nach Europa herüberschwappte. Nach nur sieben Handelstagen im neuen Jahr liegen weltweit alle wichtigen Indizes in der Verlustzone. Die Spanne reicht von minus 3,2 Prozent beim EURO STOXX 50 bis hin zu minus 7,5 Prozent beim NASDAQ Composite. Mit Einbußen von bislang 6,1 Prozent hat sich der ATX im Indexvergleich auch heuer leider wieder weit hinten eingereiht.

Im 2. Teil:Die Volatilität dürfte weiter hoch bleiben, ...

Die Volatilität dürfte weiter hoch bleiben, ...

Nichts deutet derzeit darauf hin, dass sich die Lage bald entspannen wird. Beinahe täglich warten vor allem Banken und Versicherungen mit neuen Hiobsbotschaften auf, so wie vergangene Woche die Credit Suisse: Die Schweizer Großbank ist Presseberichten zufolge stärker von der US-Hypothekenkrise betroffen als bislang angenommen. Wegen Schwierigkeiten bei schwach besicherten Kreditpapieren sei für das vierte Quartal eine weitere Wertberichtigung von 2,5 Milliarden Schweizer Franken notwendig. Noch dicker erwischte es Merrill Lynch. Die US-Investmentbank muss voraussichtlich statt zwölf sage und schreibe 15 Milliarden US-Dollar auf ihr Kreditportfolio abschreiben. Gebannt blicken Anleger daher den Geschäftszahlen von Credit Suisse und Merrill Lynch, aber auch den Berichten aller anderen Finanzinstitute entgegen. Spannend dürfte aber vor allem werden, inwieweit sich die Subprimekrise auf die übrigen Sektoren auswirken wird. Insbesondere in der Einzelhandelsbranche könnte wegen des nachlassenden US-Konsums noch die eine oder andere schlechte Nachricht anstehen. Dass den Börsianern mulmig zumute ist, zeigt auch der jüngste Anstieg der Volatilität – gut abzulesen am VSTOXX: Das „Angstbarometer“ misst die vom Terminmarkt erwartete Schwankungsbreite des europäischen Aktienmarkts. Allein seit Mitte Dezember 2007 ist der VSTOXX von knapp 17 auf aktuell mehr als 22 Zähler geklettert. Ebenfalls stark auf dem Vormarsch ist der Goldpreis – ein Krisenindikator par excellence. Am 8. Jänner hat die Notierung für eine Feinunze (31,1 Gramm) des gelben Metalls den bisherigen Höchststand aus dem Jahr 1980 überwunden. Aktuell peilt der Goldpreis sogar die Marke von 900 US-Dollar je Feinunze an.

...was gut für Discount-Zertifikate ist

In Zeiten hoher Volatilität locken vor allem Discount-Zertifikate mit attraktiven Einstiegsgelegenheiten. Der große Vorteil von solchen Papieren: Hier können Anleger im Vergleich zum Basiswert – meist eine Aktie oder ein Index – günstiger, eben mit einem Discount, einsteigen. Somit lassen sich selbst in Seitwärts- oder Abwärtsbewegungen der Underlyings noch ansehnliche Renditen erzielen. Bei einem Discount-Zertifikat schnürt der Emittent ein Paket, indem er zum einen den Basiswert kauft und gleichzeitig eine Call-Option mit einem Basispreis in Höhe des Caps verkauft. Über die zweite Komponente, also der verkauften Call-Option, wird eine Prämie vereinnahmt, die den Discount finanziert. Grundsätzlich ist die Höhe des Rabatts vom Ausübungspreis der Option, der Schwankungsintensität des Basiswerts (Volatilität) und von der Laufzeit des Zertifikats abhängig. Als Faustregel gilt: Je näher der Basispreis am aktuellen Underlyingkurs, je höher die Volatilität und je länger die Laufzeit, desto größer der Discount. Aufgrund der in jüngster Zeit gestiegenen Schwankungsbreiten können die zu erzielenden „Extra-Prämien“ in Form von besseren Discount-Konditionen von den Emittenten an die Anleger weitergereicht werden.

Große Angebotspalette

Discount-Zertifikate erfreuen sich bei Anlegern großer Beliebtheit. Nach Angaben des Deutschen Derivate Forums entfielen in unserem Nachbarland per Ende Oktober 2007 rund 14 Prozent des ausstehenden Volumens aller Anlageprodukte auf diese Kategorie. Für den österreichischen Markt gibt es zwar noch keine vergleichbaren Daten. Doch dürften die Rabatt-Papiere auch hier zu Lande auf dem Vormarsch sein. Allein auf den ATX sind derzeit knapp 300 verschiedene Discounter verfügbar. Und das Angebot wird täglich größer. Als Anlagehorizont sollten Investoren ungefähr ein halbes Jahr ansetzen. Danach sollten die Märkte das Gröbste überstanden haben. Konservative Naturen greifen zu einem Papier, bei dem der Cap unterhalb des aktuellen ATX-Stands von rund 4.200 Punkten angesiedelt ist. Ein Produkt, das diese Voraussetzung erfüllt, ist unter anderem von Sal. Oppenheim zu haben (ISIN DE000SDL8TG0). Mit einer Restlaufzeit von einem knappen halben Jahr versehen bietet der Discounter aktuell einen Rabatt von 13,9 Prozent im Vergleich zum Direktinvestment. Im Gegenzug ist der Ertrag auf 3.800 ATX-Zähler begrenzt. Auf Basis des Briefkurses des Zertifikats können Anleger hier eine Rendite von 4,8 Prozent bzw. 11,4 Prozent p.a. lukrieren, sofern der Wiener Leitindex am Laufzeitende mindestens beim Cap von 3.800 Punkten notiert. Mit anderen Worten: Um die Maximalrendite zu erzielen, darf der ATX sogar um fast 14 Prozent fallen. Wer es etwas offensiver mag, ist bei einem Discounter mit einem Cap von 4.200 Punkten, was fast exakt dem aktuellen Indexstand entspricht, gut aufgehoben. Die besten Konditionen bietet aktuell auch hier Sal. Oppenheim (ISIN DE000SBL5DD9). Um die Maximalrendite von 20,4 Prozent bzw. 8,4 Prozent p.a. einzustreichen, muss der ATX am Ende der Laufzeit im Juni 2008 aber mindestens so hoch stehen wie heute. In die Verlustzone rutschen Anleger mit dem Zertifikat aber erst, wenn der Index dann im Vergleich zu heute um 7,8 Prozent oder mehr tiefer steht. Das entspricht dem aktuellen Discount bzw. Risikopuffer.

Im 3. Teil: Auch in Europa tun sich Chancen auf

Auch in Europa tun sich Chancen auf

Auf den EURO STOXX 50 ist das Angebot an Discountern beinahe unendlich groß. Analog zum ATX-Beispiel gibt es mehrere Alternativen je nach Risikoneigung. Für eher konservativ orientierte Anleger eignet sich ein Papier von der UBS (ISIN DE000UB4Z896). Hier liegt der Cap mit 3.750 deutlich unter dem aktuellen Indexstand von rund 4.220 Punkten. Der Discounter ist mit einer Restlaufzeit von einem knappen halben Jahr versehen und derzeit um 15,9 Prozent günstiger zu haben als der Index selbst. Im Gegenzug ist der mögliche Ertrag auf den Cap von 3.750 Zählern begrenzt, was aber immerhin noch einer Rendite von 4,9 Prozent bzw. 11,0 Prozent p.a. entspricht. Eine offensivere Variante ist unter anderem von der DZ Bank zu haben (ISIN DE000DZ3ZWH5). Hier entspricht der Cap in etwa dem aktuellen Indexstand. Das Papier ermöglicht einen Rabatt von 8,4 Prozent im Vergleich zum Direktinvestment. Dafür ist der Maximalertrag auf einen Indexstand von 4.200 Punkten begrenzt. Auf Basis des aktuellen Briefkurses des Zertifikats entspricht das einer Rendite von 7,9 bzw. 18,8 Prozent p.a. Wer bereits jetzt darauf setzen will, dass sich die Märkte in der zweiten Jahreshälfte erholen, sollte eine längere Restlaufzeit und einen höheren Cap wählen. Hierzu bietet sich ein Discounter der Commerzbank an (ISIN DE000CB4HDL2). Bis Dezember 2008 laufend und mit einer Höchstgrenze von 4.500 Punkten versehen ermöglicht dieses Papier eine Rendite von maximal 16,6 Prozent bzw. 17,8 Prozent p.a. Dazu muss der Basiswert mindestens bis auf 4.500 Zähler klettern. Auch wenn der EURO STOXX 50 bis zum Laufzeitende nicht von der Stelle kommt, ist mit diesem Discounter eine Seitwärtsrendite von 9,7 Prozent bzw. 10,3 Prozent p.a. drin.

Seitwärtstrend bei Telekom Austria

Auch bei einigen Einzelwerten könnte es sich jetzt lohnen, ein Discount-Zertifikat dem Direktinvestment vorzuziehen. So zum Beispiel bei der Telekom Austria-Aktie, bei der ein Ende des seit rund zwei Jahren andauernden Seitwärtstrends noch nicht in Sicht ist. Wie die europäische Konkurrenz kämpfen auch die Wiener gegen sinkende Margen im Festnetzgeschäft. Als Cap bietet sich die Marke von 18,00 Euro an – knapp unter dem aktuellen Aktienkurs. Der Discounter der Commerzbank (ISIN DE000CB4DGE9) bietet derzeit einen Rabatt von 12,0 Prozent im Vergleich zum Underlying sowie eine maximal mögliche Rendite von 8,5 Prozent bzw. 20,5 Prozent p.a.

ZJ-Fazit

Die Lage an den internationalen Finanzmärkten bleibt angespannt. Daher sollten Zertifikate-Anleger derzeit verstärkt über ein Engagement in Discounter nachdenken. Diese Papiere bieten aktuell attraktive Einstiegskonditionen. Im Vergleich zum Direktinvestment ermöglichen Discount-Zertifikate einen Rabatt. Dadurch sind selbst dann noch ansehnliche Renditen möglich, wenn der Basiswert nur seitwärts oder gar abwärts tendiert. Sowohl auf den ATX als auch auf den EURO STOXX 50 sind eine Vielzahl von Discountern erhältlich.