Wien/Cortina d'Ampezzo - Im Schatten der Herrenrennen in Kitzbühel geht diese Woche der Ski-Klassiker der Damen in Cortina d'Ampezzo über die Bühne. Weil der Dolomiten-Ort den im Dezember abgesagten Aspen-Super-G übernommen hat, gehen von Freitag bis Sonntag gleich drei Rennen unter der berühmten Tofana in Szene. Das Speed-Triple mit zwei Super-G (Freitag, Sonntag) und einer Abfahrt (Samstag) freut vor allem Speed-Queen Renate Götschl.

Im Vorjahr hat Götschl auf ihrer Lieblingspiste zum zehnten Mal gewonnen und damit einen Rekord für Siege an einem Ort aufgestellt. Trotz der Weltcup-Hochsaison kommen Götschl und Co. aber mit einer vierwöchigen "Zwangspause" in den Beinen nach Cortina, weil seit St. Anton im Dezember kein Speed-Rennen mehr auf dem Programm stand.

Für Götschl kam das gar nicht so ungelegen. Sie hat nicht nur ihren Weihnachtsurlaub genießen sowie viel für die Form und ihr nach zwei Operationen schmerzendes Knie tun können. Es war auch ausreichend Zeit, um den Ärger nach der verpatzten Abfahrt in St. Anton verrauchen zu lassen.

Hoffen auf Götschls ersten Saisonsieg

Ganz die Alte ist die Steirerin zwar noch immer nicht, zusammen mit dem "Cortina-Bonus" hoffte die Siegerin von 46 Weltcup-Rennen und 24 Abfahrten (nur eine fehlt auf den Klammer-Rekord) aber, in ihrem "Wohnzimmer" endlich den ersten Saisonsieg einfahren zu können. "Ich bin die Olympia-Piste seit 13 Jahren jedes Jahr fünf Mal runtergefahren, das ist sicher ein Bonus", gab Götschl angesichts ihrer rund 65 Tofana-Fahrten schmunzelnd zu.

Mit dem Gewinn ihrer sechsten Abfahrts-Weltcupkugel hätte sie Klammer überboten. Dieses Kristall hat Götschl trotz der 120 Punkte Rückstand auf Lindsey Vonn noch nicht abgeschrieben, zudem steht in Cortina ja erst die fünfte von zehn Saison-Abfahrten auf dem Programm. "Wenn Lindsey aber so weiterfährt, wird ihrem Gesamtsieg wohl nicht viel im Wege stehen", ist Götschl bewusst.

Im Vorjahr hatte die US-Amerikanerin (damals noch als Kildow) aber ausgerechnet in Cortina mit ihrem Sturz mitgeholfen, dass Götschl die Wende schaffte und am Ende doch noch mit der Abfahrtskugel da stand. "Lindsey ist nun aber wesentlich stabiler. Ich kann nicht davon ausgehen, dass ihr das wieder passiert", ist Götschl realistisch. "Über den Abfahrts-Weltcup denke ich derzeit nicht nach. Ich will wieder in der Lage sein, zu gewinnen. Dann ergibt sich alles von selbst."

Comeback von Alexandra Meissnitzer

Kehrt also Götschl in Cortina auf die Rennpisten zurück, gibt mit Alexandra Meissnitzer auch das zweite noch verbliebene "Golden Girl" im ÖSV-Damenteam überraschend früh ihr Comeback. Höchst Willkommen angesichts der siebenköpfigen Rumpfmannschaft, mit der Trainer Jürgen Grallers Speed-Damen nach dem Verzicht von Weltcup-Leaderin Nicole Hosp und Marlies Schild sowie der Verletzung von Christine Sponring und dem Rücktritt von Katja Wirth in der Cortina-Abfahrt bestehen müssen. Selbst Niki Schmidhofer fährt Europacup.

Meissnitzers Knie schmerzt nach dem bösen Sturz in Aspen zwar noch ein wenig, "aber das ist eine reine Kopfsache", so die Salzburgerin. "Ich habe immer Cortina vor Augen gehabt. Dass es jetzt und damit deutlich früher als alle dachten, klappt, freut mich sehr."

Das Gute am Schlechten ist, dass Meissnitzer wegen der langen Speed-Pause nur einen von bisher lediglich zwei Super-G verpasst hat, fünf stehen noch an. "Der Super-G ist meine beste Disziplin, da ist noch was drin", kehrte die 34-jährige Salzburgerin, die am Saisonende ihre Karriere beendet, bereits wieder die Kämpferin hervor. Ob sie auch in der Abfahrt startet, wird erst nach dem Training entschieden. "Ich bin aber zuversichtlich, dass ich alle drei Rennen fahren werde", so Meissnitzer.

Ärger über den Sturz noch da

Die Erinnerungen an die Skandal-Abfahrt in Aspen, bei der Meissnitzer schon nach wenigen Sekunden von der miserablen Piste ausgehebelt worden und schwer gestürzt war, sind natürlich noch da. "Ich war für alle meine Stürze selbst verantwortlich, nur für diesen nicht!" Sauer ist sie deshalb aber auf niemand. "Ich war so gut in Form, dass ich auch gefahren wäre, wenn man es mir freigestellt hätte." Ihre Hoffnung: "Dass man daraus lernt und einer Anderen in Zukunft etwas Ähnliches erspart bleibt!"

Für Cortina sind die Damen-Weltcup-Rennen ebenso die letzte Chance, sich vor der Vergabe der WM 2013 nochmals in großem Stil zu präsentieren. Umso mehr trifft die Italiener, dass ausgerechnet in diesem Winter, in dem Denise Karbon und Co. auf die Siegerstraße zurückgekehrt sind, auf der heimischen Spielwiese kein Riesentorlauf (Im Vorjahr gewann Karen Putzer) stattfindet.

Neben dem ladinischen Dolomiten-Ort, der sich um die Angliederung an Südtirol bemüht, bewerben sich Schladming in Österreich, Vail/Beaver Creek (USA) und St. Moritz (Schweiz) für die Alpin-WM. Die Vergabe erfolgt am 29. Mai beim FIS-Kongress in Kapstadt.(APA)

Der Österreichische Ski-Verband (ÖSV) hat am Montag folgende Aufstellungen für die Weltcup-Skirennen der Damen am Wochenende in Cortina d'Ampezzo bekanntgegeben:

Super-G (Freitag/10:00 Uhr und Sonntag/11:00 Uhr): Silvia Berger, Anna Fenninger, Andrea Fischbacher, Renate Götschl, Elisabeth Görgl, Maria Holaus, Nicole Hosp, Alexandra Meissnitzer, Marlies Schild, Kathrin Wilhelm, Kathrin Zettel

Abfahrt (Samstag/10:00 Uhr): Andrea Fischbacher, Elisabeth Görgl, Renate Götschl, Maria Holaus, Alexandra Meissnitzer, Ingrid Rumpfhuber, Kathrin Wilhelm