Lösegeld-Trojaner (Ransomware) wird bei Unternehmen und Privatanwendern 2008 für böse Uberraschungen sorgen, so der Security-Softwarehersteller Gdata

Foto: Gdata
Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Cyberkriminellen und den Herstellern von Antivirenlösungen hat an Schärfe zugenommen. PC- und Internetnutzer müssen sich auf neue gefinkelte Attacken gefasst machen. "Die Komplexität der Bedrohungen wird heuer zunehmen", sagt Thorsten Urbanski vom deutschen Sicherheitsspezialisten GData .

Ransomware

"Waren 2007 Lösegeld-Trojaner eher die Ausnahme, werden diese bei Unternehmen und Privatanwendern für böse Überraschungen sorgen." Auf infizierten Rechnern verschlüsseln die auch Ransomware genannten Schadprogramme ganze Dateien, Ordner oder Festplattenpartitionen und geben sie nur gegen Lösegeldzahlung wieder frei.

Das gewartete Sicherheitskonzept

Anders als Großunternehmen verfügten viele kleine und mittlere Firmen über keine eigene IT-Abteilung, die für ein ständig gewartetes Sicherheitskonzept sorgten. GData rechnet deshalb damit, dass diese bevorzugt von den Internetgangstern ins Visier genommen werden. "Das Thema Datensicherungen durch Backupstrategien sollte 2008 daher erheblich an Stellenwert gewinnen", rät Sicherheitsexperte Urbanski.

Bundestrojaner

Apropos Trojaner: Vom sogenannten Bundestrojaner, der künftig auch der österreichischen Polizei ermöglichen soll, die privaten Computer verdächtiger Personen online auszuspionieren, hält Urbanski nichts. Zum Beispiel aus dem Grund, "dass er gar nicht funktionieren kann, auch weil wir nicht bereit sind, in unsere Software Sicherheitslücken einzubauen, damit er an unseren Lösungen vorbeikommt". Eine künstliche Lücke in der verfügbaren Sicherheitssoftware würde obendrein garantiert auch von Kriminellen entdeckt - und genutzt.

Die gute Nachricht

Zurück zu den "normalen" Sicherheitsbedrohungen für Internet, Computer und Handy. Zunächst die gute Nachricht: Die im Vorjahr beschworene Gefahr für Mobiltelefone bleibt GData zufolge auch heuer aus. Mit gerade einmal 22 neuen Schädlingen - die meisten davon halblegitime Spytools, die sich hauptsächlich an eifersüchtige Ehemänner oder besorgte Eltern richteten - sei die Zahl der Schädlinge für das Handybetriebssystem Symbian auf ein Drittel des Vorjahres gesunken, berichtet Urbanski. "Hier von einem immensen Gefahrenpotenzial zu sprechen, ist unserer Meinung nach reine marktpolitisch bestimmte Panikmache."

An der Spam-Front

Weiterhin angespannt wird es an der Spam-Front bleiben. Spitzenwerte werden hier im Umfeld von internationalen Sportevents wie die Fußball-EM in Österreich und der Schweiz oder der Olympiade in Peking auftreten. Die Werbemüllversender versuchen dabei vermehrt, mit ihren potenziellen Opfern auf Kuschelkurs zu gehen, indem sie sie "persönlich" ansprechen. "Personalisierte Spam-Attacken werden 2008 für eine neue Qualität in puncto Werbemüll und Phishing-Mails sorgen", sagt Urbanski voraus.

Weniger Phishing

Phishing per E-Mail und Website im Bankenbereich werde hingegen deutlich abnehmen. "Spezialisierte Trojanische Pferde werden aber immer raffinierter und effektiver und sorgen dafür, dass die Zahl der Opfer und Schäden steigen", betont der Experte.

GData (mit Sitz in Bochum) nimmt für sich in Anspruch, bereits vor mehr als 20 Jahren die erste Antivirenlösung entwickelt zu haben. "Im Vergleich zu heute waren das damals aber beinahe niedliche Bakterien", meint Urbanski.(Karin Tzschentke/DER STANDARD, Printausgabe vom 16.1.2008)