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Foto: Reuters/Perez
Kalkutta/Washington DC - Knoblauch könnte für Millionen Bangladescher die Rettung vor Arsenvergiftungen sein: Eine indische Forscherin hat entdeckt, dass Knoblauch im Tierversuch die Arsenwerte im Körper drastisch reduzieren kann, berichtet das Wissenschaftsmagazin "Food and Chemical Toxicology".

Rattenversuch

Keya Chauhuri vom indischen Institute of Chemical Biology in Kolkata und ihre Kollegen haben Ratten arsenhaltiges Trinkwasser verabreicht. Die Arsen-Belastung entsprach jenen Werten, die in weiten Teilen von Bangladesch und in West-Bengalen vorkommen. Ratten, denen Knoblauch verabreicht wurde, hatten anschließend um 40 Prozent weniger Arsen in ihrem Blut und in ihrer Leber als jene, die keinen Knoblauch erhielten. Gleichzeitig hatten die Knoblauch-Nager um 45 Prozent höhere Arsenwerte in ihrem Urin als die unbehandelten Tiere. Chaudhuri ist der Ansicht, dass schwefelhaltige Substanzen wie etwa das Allicin im Knoblauch das Arsen aus dem Blut und aus dem Gewebe reinigen. Die Forscherin hat an die Menschen in den Risikogebieten den Appell gerichtet, rund drei Zehen Knoblauch täglich als Prävention zu essen.

Seit der Unabhängigkeit von Pakistan im Jahr 1971 hat Bangladesch mit Hilfe von internationalen Entwicklungshilfegeldern die Trinkwasserversorgung von kontaminiertem Oberflächenwasser auf Brunnenwasser umgestellt. Rund zehn Millionen solcher Brunnen wurden errichtet und die Zahl der pathogenbedingten Todesfälle ging zurück. Was damals allerdings niemand erahnen konnte, war die hohe Belastung des Brunnenwassers mit Arsen. In den 1980er Jahren wurden erstmals Arsenvergiftungen von indischen Dermatologen in West Bengalen festgestellt. Umweltwissenschaftler von der Jadavpur University in Kalkutta konnten nachmessen, dass viele Brunnen der Region stark mit Arsen kontaminiert waren. In der Zwischenzeit wurde bekannt, dass mehr als 30 Prozent aller Brunnen mehr als 50 Mikrogramm Arsen pro Liter Wasser aufweisen.

Ungünstige natürliche Gegebenheiten

Die Ursache der Arsenbelastung liegt in der Topographie der Region: Bangladesch befindet sich an einem der größten Flussdeltas der Welt. Die Flüsse Ganges, Brahmaputra und Meghna fließen hier in den Golf von Bengalen und haben über Millionen von Jahren hinweg mit ihren Ablagerungen dieses Delta gebildet. "Die meisten der vergifteten Brunnen sind flach und reichen nur zwischen zehn und 70 Meter tief. Als vor ca. 18.000 Jahren die Meeresspiegel um 100 Meter fielen, schnitten sich die Flüsse tief in die Sedimentbetten ein. In den darauf folgenden Jahren füllten sich die Täler mit einem grauen Ton, der als Träger des Arsens vermutet wird. Ältere Ablagerungen wie im Nordwesten des Landes sind weniger kontaminiert," wie der Journalist Bernd Schröder in einem Artikel beschrieb. Arsen durchläuft je nach angetroffenen Bedingungen unterschiedliche Oxidationszustände und wandert in Form der entsprechenden Verbindungen zyklisch durch Wasser und Sedimente und zwischen einzelnen Sediment-Phasen, vom Himalaya bis zum Golf von Bengalen.

Neben dem tatsächlich konsumierten Trinkwasser findet man allerdings auch Arsen in der Hauptnahrungspflanze der Region - dem Reis. Vor allem in den trockenen Monaten wird das Wasser aus den Brunnen zur Bewässerung herangezogen. Die Folge war auch hier dramatisch: Die Konzentration in den Reiskörnern ist um das bis zu Zehnfache angestiegen. Bangladesch und Indien sind allerdings nicht die einzigen Länder mit arsenhaltigem Trinkwasser. Auch in Nepal, Vietnam, China, Argentinien, Mexiko, Chile, Taiwan, der Mongolei und den USA wurden erhöhte Arsenwerte im Wasser gefunden. (pte)