Istanbul - Im Streit um Zuslassung des islamischen Kopftuchs an den Universitäten in der Türkei hat die Justiz indirekt mit einem Verbot der regierenden konservativ-islamischen Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei (AKP) von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan gedroht. Wenn Bildungseinrichtungen zu Schauplätzen antilaizistischer Aktivitäten würden, liege die Verantwortung dafür bei den dahinter stehenden politischen Parteien, erklärte Generalstaatsanwalt Abdurrahman Yalcinkaya nach Presseberichten vom Freitag.
Immer wieder Parteiverbote
Der Generalstaatsanwalt habe damit ein Verbot der AKP angedeutet, kommentierte die Zeitung "Hürriyet". Das regierungsnahe Blatt "Yeni Safak" warf Yalcinkaya vor, Drohungen auszustoßen. Yalcinkaya ist unter anderem für die Einleitung von Parteiverbotsverfahren zuständig. Die AKP-Vorgängerin, die Wohlfahrtspartei (Refah), war verboten worden. 1997 hatte das Militär den Rücktritt des islamisch orientierten Refah-Chefs und Premiers Necmettin Erbakan erzwungen, der mit politischem Betätigungsverbot belegt wurde.
Erdogan hatte Anfang der Woche angekündigt, die AKP werde das Kopftuchverbot an den Hochschulen im Rahmen der geplanten neuen Verfassung abschaffen. Bei einem Besuch in Spanien hatte Erdogan gesagt, das in der Türkei als "türban" bekannte streng gebundene Kopftuch sei zwar ein politisches Symbol, doch dürften auch politische Symbole nicht verboten werden. Die türkischen Kemalisten, die sich auf Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk berufen, betrachten insbesondere den "türban" als ein Symbol des politischen Islam, das aus öffentlichen Institutionen herausgehalten werden müsse.