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"Es ist hart, wenn keiner mehr anruft, wenn man nicht mehr gebraucht wird – es gibt aber natürlich keiner zu, dass diese Pension nicht so toll ist", sagt Leopold Stieger, mit seiner GfP Doyen der heimischen Personalentwicklung und nun mit "seniors4success" beratend im Managen der "dritten Lebensphase" tätig. Weil die fitten Pensionisten, sagt er ganz ehrlich, sich häufig mit der Tabuisierung des Übergangs vom Job in den Ruhestand begnügten, liefen diese Beratungsgeschäfte noch längst nicht auf Hochtouren. Stieger: "Der Berufsausstieg wird verdrängt, die Zeit danach wird häufig als Himmel gedacht", der aber meist keiner sei.

Angebot und Nachfrage

Die Pension zu genießen, halte er natürlich nicht für "unzulässig" – vorausgesetzt, der Ausstieg passiere bewusst. Vielfach wollten die Menschen aber weiter wirksam sein, sie könnten sich allerdings auch schlecht verkaufen und kaum ihre Assets anpreisen – so sie das überhaupt wollen und über eine Karriere nach der Karriere nachdenken. Soweit die eine Seite.

Aber: Werden diese Kompetenzen denn überhaupt – angesichts der derzeit so niedrigen Beschäftigungsquote der 55- bis 64-Jährigen in Österreich, der gängigen Verabschiedungspraxis in Unternehmen – nachgefragt? "Viele Unternehmen kommen jetzt sehr wohl drauf, dass oben teuer aussondern und unten, bei den Jungen, billiger nachholen, den Ofen nicht mehr nachhaltig heizt." Erst Leidensdruck bringe zum Nachdenken, erwähnt er Japan und seine demografischen Entwicklungen ("Überalterung") als Beispiel: "Wenn einmal in Aussicht steht, dass ad hoc zehn Prozent der Belegschaften in Pension gehen, wird das Ganze real."

"Business-Deal"

Die gegenwärtige Kampagne des Sozialministeriums, die den "Erfahrungsschatz" der Älteren werblich auslobt, reicht ihm nicht. Er ist derzeit auch lobbyierend für den Wegfall der Ruhensbestimmungen bei den ASVG-Pensionen unterwegs, um das System zu lockern. Es gehe eben nicht um ein soziales Verhalten (der Unternehmen), sondern um einen "Business-Deal". Zwar greift nun die Fachliteratur die Themen "Karriere 50+" und "Generationenmanagement" auf. Von "Senior Retention", also einem beiderseitig nutzbringenden Halten der Älteren seien die meisten Unternehmen aber noch ziemlich weit entfernt, sagt Stieger. (kbau, DER STANDARD, Printausgabe, 19./20.1.2008)