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Rädertierchen: Fortpflanzung ohne Sex.

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Nehmen Sie zum Beispiel die Fortpflanzung. Da machten Wissenschafter kürzlich die Entdeckung, dass sich Rädertierchen seit über 100 Millionen Jahren vermehren, ohne je Sex miteinander zu haben. Wenn mich nicht alles täuscht, funktioniert diese Art der Fortpflanzung beim Menschen bisher nur bei Michael Jackson und Tom Cruise. Ich hoffe nur, dass der Papst die Entdeckung der Biologen nicht zum Anlass nimmt, das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis nun auch als wissenschaftlich bewiesen zu betrachten. In der Bibel steht nämlich nichts davon, dass Jesus von Rädertierchen abstammen würde.

Wenden wir uns lieber einer Erfindung zu, die nur auf den zweiten Blick etwas mit Sex zu tun hat: dem Frequenzsprungverfahren. Dieses spielt in der Mobilfunktechnik eine wichtige Rolle, Handys würden ohne dieses Verfahren nicht funktionieren. Was ja gar nicht so unlustig wäre, weil wir dann 10 Kilo schwere Telefonrucksäcke samt zwei Meter langen Antennen herumschleppen müssten, die wir aus Vietnamkriegsfilmen kennen, in denen Soldaten in brenzligen Situationen wie die Verrückten an Kurbeln drehen und ein Offizier in einen riesigen Telefonhörer brüllt: "Holt uns hier raus." Dann bricht meist die Verbindung ab, der Rest ist Schweigen.

Dass es im Handy-Zeitalter mit dem Schweigen vorbei ist, verdanken wir der aus Wien stammenden Schauspielerin Hedwig Eva Maria Kiesler, die in Hollywood als Hedy Lamarr zum Weltstar wurde und 1942 in den USA eine Funkfernsteuerung für Torpedos zum Patent anmeldete, die später als Grundlage der GSM-Technik diente. Auch wenn die US-Armee die Erfindung des 33-jährigen Hollywoodstars nicht ernstnahm, wurde viele Jahre später Lamarrs Leistung auf dem Gebiet der Funktechnologie insofern gewürdigt, als am 9. November, ihrem Geburtstag, der "Tag der Erfinder" gefeiert wird.

Die Vorstellung, dass eine Schauspielerin, die in Filmen wie "Ekstase" oder "The Female Animal" mitwirkte, die Urmutter aller Handys ist, gefällt mir, und ich finde, dass wir den achten Todestag Hedy Lamarrs am 19. Jänner zum Anlass nehmen sollten, unsere Handys an diesem Tag einfach ausgeschaltet zu lassen. Sie werden sehen: Es tut nicht weh.

Stattdessen können Sie sich die Lamarr in "Ekstase" ansehen und sich über eine verschwommene Nacktszene wundern, die 1933 einen Skandal auslöste. Dazu passt, dass Lamarr sechsmal heiratete und damit zum Ausdruck brachte, dass sich ihre Auffassung von Sex von jener der Rädertierchen grundsätzlich unterschied. (Kurt Palm, ALBUM DER STANDARD/Printausgabe, 19./20.01.2008)