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Der Bericht Johann Georg Adam Forsters über Captain Cooks zweite Reise um die Welt (1772–75) verdankt sein Entstehen einer Reihe von unvorhergesehenen Ereignissen und Zufällen, wie sie prägend für das Leben des Autors waren. Eine Odyssee, die ihn schon als Zehnjährigen im Jahre 1765 aus seinem Geburtsort Nassenhuben bei Danzig nach Russland verschlug, wohin er seinen Vater, einen an Naturwissenschaft und Philosophie interessierten Pastor, auf einer Forschungsreise begleitet. Er lernt Russisch, zeichnet, kartografiert und erhält so sehr früh eine fundierte wissenschaft-liche Ausbildung. Im Jahr darauf nimmt ihn sein Vater nach England mit, wo er sich leidlich als Dissidentenpastor über Wasser hält; auch sein Sohn muss durch Übersetzungen zum Unterhalt beitragen. Überraschend wird der Vater damit beauftragt, Captain Cook als Wissenschafter bei dessen zweiter Weltreise zu begleiten. Forster setzte durch, dass auch sein Sohn als Gehilfe und Zeichner angeheuert wurde. Am 13. Juli 1772 verlässt die Resolution schließlich den Hafen von Plymouth, drei Jahre sollte die Weltreise dauern, die sie nach Polynesien, Tahiti, Neuseeland und zu den Osterinseln führte. Nach der Rückkehr kommt es zu erneuten Schwierigkeiten, die dazu führen, dass dem Vater verboten wird, den Bericht zu schreiben. Kein Vertrag aber bindet den Sohn, und so verfasst Georg Forster unter Verwendung des väterlichen Bordbuches und eigener Aufzeichnungen seine Reise um die Welt . Das Werk, zuerst auf Englisch, dann auf Deutsch erschienen, macht den Autor schlagartig berühmt und bringt ihn in Kontakt mit den Größen seiner Zeit: Wieland, Humboldt, Goethe schätzen Werk und Autor. Das Buch markiert, durch seine geschliffene Sprache, große Sachkenntnis und wissenschaftliche Beschreibung den Beginn der modernen Reise-literatur. Es ist eine der wichtigsten Quellen über die Gesellschaften in der Südsee aus der Zeit, bevor sich auch dort der europäische Einfluss geltend machte. Nun liegt es erstmals auch mit den Zeichnungen des Autors vor. Georg Forster galt, durch seine Beteiligung an der kurzlebigen Mainzer Republik, als Vaterlandsver-räter und geriet bald nach seinem Tod, 1794 in Paris, in Vergessenheit. Seine Wiederentdeckung begann in den späten 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts. (Alfred Goubran, DER STANDARD/Printausgabe, 19./20.01.2008)