Literatur
<b>Hörbuch:</b> Ein herrlicher Beruf, das Schreiben
Peter Handke im Gespräch mit Michael Kerbler: "... und machte mich auf, meinen Namen zu suchen."
Den Gedanken während des Formulierens zuhören zu können, das ist selten genug. Beim langen Gespräch, das der ORF-Journalist Michael Kerbler mit Peter Handke führte und das der Wieser Verlag nun auf CD präsentiert, dabei im Gegensatz zu anderen das Wort "Hörbuch" ganz wörtlich nimmt und gleich ein gedrucktes Büchlein mit dem vollständigen Wortlaut vorlegt, ist das möglich. Denn Handke fällt sich selbst immer wieder ins Wort, in den Satz. Und so wird in dieser zögernden, permanenten Selbstkorrektur deutlich, wie stark etwa Handkes mit Peter Hamm geführte Gespräche in Es leben die Illusionen von 2006 redigiert wurden. Hier dagegen ist die mäandernde Stimme, das konzentrierte und zugleich abschweifende Erzählen Handkes unverstellt zu hören. Da wird über die Jugend gesprochen, über das Slowenische, das Dorf, Heimat und über Reisen, auch über (Ex-)Jugoslawien, wo die Erregung ob des Verlustes des "Gehlandes" deutlich auflodert, über politisches Engagement. Über die Entdeckung der Sprache in der Litanei und über das Glück des Schreibens. "Die deutsche Sprache ist eine herrliche Sprache", so Handke am Schluss. "Teilnehmen und teilhaben, und dann wieder, wie der Camus sagt: wo ist das Gleichgewicht zwischen, wie er sagt auf Französisch, ‚soli-taire‘, das heißt einsam, und ‚solidaire‘: solidarisch – und ‚solitaire‘: einsam und gemeinsam. Kann man nicht ersetzen, das ist das ewige Problem. Das Alleinsein ist keine Lösung, und das dauernde Gemeinsam, das ist, glaub ich, noch verderblicher. Das ganze Geheimnis im Leben ist der Abstand – der Abstand und der Rhythmus, was man aus dem Abstand macht." Eine schöne Ergänzung zu Handkes jüngsten Veröffentlichungen. (Alexander Kluy, DER STANDARD/Printausgabe, 19./20.01.2008)