Wien – Olivier Messiaen ist auch noch 16 Jahre nach seinem Tod eine Komponistengestalt, vor der alle – ganz zu Recht – in Ehrfurcht versinken. Und sein mehr als einstündiges, pompös besetztes Orchesterwerk Éclairs sur l’Au-Delà (auf Deutsch: Streiflichter über das Jenseits) verbreitet nicht allein schon seines Titels wegen die Aura vermächtnisähnlicher Außerordentlichkeit.

Auch der Umstand, dass der Komponist wenige Monate vor der Uraufführung seines zwischen 1988 und 1992 im Auftrag der New Yorker Philharmoniker entstandenen Werkes gestorben ist, trägt dazu bei, dass diese elfteiligen Éclairs sur l’Au-Delà als musikalische Notate eines dem Tode Nahen, hellhörig Gewordenen über eine besondere geheimnisvolle Anziehungskraft verfügen.

Die Bibelzitate, die Messiaen einem jeden der elf Teile voranstellt, machen dieses Werk vollends zu einer Jakobsleiter in das im Schlussstück erschlossene Paradies.

Nicht wenigen, die sich im Goldenen Musikvereinssaal zur Donnerstag-Soiree der Wiener Philharmoniker eingefunden hatten, wurde der akustische Weg in dieses Paradies offenbar doch allzu beschwerlich, sodass sie vorher reißaus nahmen. Man könnte sie die Wiener Greenhorns der musikalischen Moderne nennen, die noch nicht erlebt haben, wenn ein Varèse oder ein Xenakis so richtig zulangt.

Messiaen verwendet in seinen Éclairs einen Mix aus Gregorianik und dem Gesang von Vögeln, denen er als hochambitionierter Hobbyornithologe unverdrossen nachstellte. Der australische Prachtleierschwanz mit seinem viele Register umfassenden Gesang, dem er 1988 in Australien begegnete, hat ihn denn auch zum dritten Teil des aufgeführten Werke inspiriert.

Ingo Metzmacher, der dieses Werk schon vor 15 Jahren mit den Wiener Symphonikern zur Aufführung brachte, hat nun auch die Wiener Philharmoniker zu einer besonders farbigen Wiedergabe angehalten, die es aber auch an analytischer Übersichtlichkeit nicht fehlen ließ.

Die ornithologischen Wahrnehmungen des Komponisten wurden stufenlos in die eschatologischen und astronomischen Visionen integriert, und der meditative Charakter des Werks wurde trotz aller Schlagzeug- und Bläserekstasen insgesamt bestens gewahrt.

Etwas sperrig geriet hingegen die Wiedergabe der Symphonie in A-Dur (KV 201), mit der das Konzert eröffnet wurde. (Peter Vujica, DER STANDARD/Printausgabe, 19./20.01.2008)