Salzburg - Die Salzburger Festspiele haben nun doch noch jenen Eklat, auf den so mancher den ganzen Sommer über gewartet hatte: Der jüdische US-Milliardär Donald Kahn, der das Festival in den vergangenen Jahren mit mehr als zehn Millionen Schilling förderte, gab am Montag im Residenzhof ein Fest, bei dem er sich äußerst positiv über die Regierung - und ob der EU-Sanktionen sehr abfällig über die Belgier äußerte. Festspielintendant Gerard Mortier, der zwar eingeladen worden war, aber nicht erschien, schäumte daraufhin vor Wut: "Bei diesem Fest auf der Bühne von Iphigénie en Tauride ist eine faschistische Rede gehalten worden, die Nazis wurden gelobt, und meine künstlerische Tätigkeit sowie mein Programm sind angegriffen worden. Zudem wurde ich nicht einmal informiert." Laut einer Meldung der Austria Presse Agentur soll sich Mortier von Präsidentin Helga Rabl-Stadler (sie leistete der Einladung Folge) und "ihrer Gesellschaft" (unter den Gästen befanden sich Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, FPÖ-Generalsekretär Peter Sichrovsky, Kunststaatssekretär Franz Morak und Agnes Husslein) offen brüskiert fühlen: "Ich und meine Freunde haben für Österreich - mon amour die Felsenreitschule mieten müssen", Kahn hingegen hätte keinen Groschen zu entrichten gehabt. Helga Rabl-Stadler erklärte dem S TANDARD , dass die Party von Mortiers engster Mitarbeiterin organisiert worden sei: "Ich hatte damit nichts zu tun." Die Anwesenheit der FPÖ-Politiker hätte sie selbst "erstaunt", Kahns zum Teil in Deutsch gehaltene Rede sei "sehr unglücklich" gewesen: "Ich halte nichts von politischen Reden bei den Festspielen." Dass Mortier für sein Fest habe Miete zahlen müssen, stimme einfach nicht. Zudem verwehre sie sich, meinte die ehemalige ÖVP-Politikerin, "freiheitlich" mit "faschistisch" gleichzusetzen, wie der Intendant es tue.

Und FPÖ-Generalsekretär Sichrovsky bezichtigte den Intendanten der "Denunzierung und Kriminalisierung des Gastgebers und seiner Gäste": "Kahn eine faschistoide Geisteshaltung vorzuwerfen ist entweder dumm oder bösartig oder beides und zeigt, wie wenig so manche Kunstschaffende und Kulturverwalter von der Geschichte und den Grauen einer Diktatur verstehen oder verstehen wollen. Der Nationalsozialismus und der Massenmord durch die Nazis eignet sich sicher nicht, für die schlechte Laune des Herrn Mortier missbraucht zu werden."
(trenk/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31. 8. 2000)