Wer Studiosi zu seiner Bekanntschaft zählt, kennt die Situation. Das Gespräch kommt auf das Studium, und Fragen nach dem Studienfortschritt und den Noten führen zu unterschiedlichen Antworten, die aber oft eines gemeinsam haben: die je nach Lage und Naturell manchmal beschwörend, manchmal gelassen vorgetragene Versicherung, es später im Beruf - im "wirklichen Leben" - besser zu machen. Dahinter steht die Sichtweise, dass Studium und Beruf zwei Paar Schuhe sind. Richtig?

Interessanter Zusammenhang

Eher falsch. Unsere empirischen Analysen zu Wirtschaftsakademikern zeigen einen interessanten Zusammenhang zwischen Studiengeschwindigkeit und Abschlussnoten als zwei Maße für Studienerfolg einerseits und Jahreseinkommen als Indikator für objektiven Karriereerfolg andererseits.

Bei Berufseintritt fehlt dieser Zusammenhang. Betrachtet man allerdings das erste Berufsjahrzehnt insgesamt, so zeigt sich, dass Personen mit kürzerer Studiendauer und besseren Abschlussnoten mehr verdienen. So haben "schnellstudierende" Personen ein mehr als zehn Prozent höheres Jahreseinkommen im Vergleich zum langsamsten Drittel. Der Unterschied ist noch stärker beim Vergleich von Personen mit guten und schlechten Noten

Wie ist das zu erklären, da es ja einigermaßen unplausibel ist, dass Noten und Studiendauer erst im Laufe der Berufstätigkeit zu wirken beginnen?

"Stukturgleichheit"

Der zentrale Erklärungsansatz geht von einer "Strukturgleichheit" von Studium und Beruf in zentralen Dimensionen aus. Erfolgswirksame Verhaltensweisen im Studium wie "langer Atem", Fähigkeit zur Reduktion komplexer Situationen, Erkennen von Wesentlichem, Aushalten belastender äußerer Bedingungen sowie ein entsprechendes Arbeitsethos scheinen sich nicht nur im Studium, sondern auch im Beruf zu bewähren.

Diese Befunde haben Konsequenzen. Zum einen für das Verhalten im Studium. Klar gibt es Personen, die "im Ernstfall" den Schalter umlegen können. Insgesamt aber ist Skepsis angebracht, denn die Mehrzahl schafft es nicht. Und: Für Universitäten ist Obacht erforderlich, denn das, was dort passiert, hat wohl mehr Konsequenzen, als man sich hin und wieder ausmalt ... (Wolfgang Mayrhofer*, DER STANDARD, Printausgabe, 19./20.1.2008)