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Jeder zehnte Handybesitzer in Deutschland hat schon einmal Pornografie oder Gewaltdarstellungen auf sein Mobiltelefon geschickt bekommen. Zu diesem erschreckenden Ergebnis kommt die aktuelle JIM-Studie 2007, die den Umgang von 12- bis 19-Jährigen mit Medien untersucht hat. Laut der vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest ( mpfs ) durchgeführten Untersuchung sind die Verbreitung von gewalthaltigen oder pornografischen Videodateien via Mobilfunk 87 Prozent der jugendlichen Handybesitzer bekannt. Auch geben 29 Prozent der Befragten an, dass sie schon einmal mitbekommen haben, wie eine Schlägerei mit einem Handy gefilmt wurde. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies nahezu einer Verdoppelung der beobachteten Missbrauchsfälle.

"Was das Thema Gewalt am Handy betrifft, sind zwei unterschiedliche Aspekte zu beachten"

"Was das Thema Gewalt am Handy betrifft, sind zwei unterschiedliche Aspekte zu beachten", erklärt mpfs-Leiter Thomas Rathgeb im Gespräch. Der erste Punkt betreffe die sogenannte "indirekte Gewalt", also das Verschicken von Videos mit gewalttätigen oder pornografischen Inhalten. "In diesem Sektor konnten wir 2007 im Vergleich zum Vorjahr eine relativ ähnliche Größenordnung feststellen, was die Zahl der Missbrauchsfälle betrifft", so Rathgeb. Besonders bedenklich sei hingegen die Entwicklung auf einem zweiten Gebiet. "Jeder dritte Junge und jedes vierte Mädchen aller Schularten sind bereits mit dem Phänomen 'Happy Slapping' in Berührung gekommen", schildert der mpfs-Leiter. Dies sei eine deutliche Zunahme gegenüber dem Wert von 2006.

"Es geht auch darum den Jugendlichen klarzumachen, welche schweren Folgen sie aufgrund solchen Verhaltens zu befürchten haben"

"Die Ursache für diesen Trend liegt wohl auch in der gestiegenen Bandbreite technischer Möglichkeiten von Mobilfunkgeräten", meint Rathgeb. In diesem Zusammenhang sei es besonders ratsam, dass Eltern schon vor dem Kauf eines Handys für ihre Kinder gründlich überlegen, welche technische Ausstattung sinnvoll sei. "Jugendliche sollten auch stärker darauf hingewiesen werden, dass ein derartiges Handeln kein Spaß ist", rät der mpfs-Experte. Besonders was das "Happy Slapping" betrifft, bewege man sich da nämlich bereits ohne Zweifel im strafbaren Bereich. "Es geht auch darum den Jugendlichen klarzumachen, welche schweren Folgen sie aufgrund solchen Verhaltens zu befürchten haben", ergänzt Rathgeb. Zahlreiche Anfragen zu dieser Problematik aus dem Bereich Schule und Polizei hätten aber in letzter Zeit gezeigt, dass dieses Thema inzwischen auch bewusst in der Bevölkerung angekommen sei.

Studie

Für den Untersuchungsbericht "Jugend, Information, Multimedia" wurden vom mpfs 1.200 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren befragt. Die JIM-Studie dokumentiert seit 1998 Informationen über die Medienwelt und den Medienalltag junger Menschen in Deutschland und liefert Informationen zur Geräteausstattung, zu Freizeit- und Medienbeschäftigungen, zu Fragen der Medienbindung sowie zum Stellenwert von Mobiltelefonen, TV, Radio, Computer und Internet. "Die jährliche Studie wurde mittlerweile zum zehnten Mal durchgeführt. Ihre Ergebnisse sind repräsentativ für alle deutschen Jugendlichen im Bundesgebiet", so Rathgeb abschließend. (pte)