Neben der geplanten Schließung des
Nokia-Werks in Bochum drohen der Telekommunikationsindustrie in
Deutschland nach Einschätzung des deutschen Branchenverbandes Bitkom
weitere Stellenstreichungen. "Wir befürchten, dass sich dieser Trend
fortsetzt und weitere Arbeitsplätze in der Produktion von
Kommunikationstechnik abgebaut werden", sagte Bitkom-Präsident
August-Wilhelm Scheer der "Bild am Sonntag".
Abwanderung
Wenn die Herstellung ins Ausland verlagert werde, wanderten im
zweiten Schritt auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen ab.
Die Zahl der Beschäftigten in der Herstellung von
Kommunikationstechnik ist nach Bitkom-Angaben bereits von 80.000 im
Jahr 2000 auf nur noch 57.500 im Jahr 2007 gesunken.
Befürchtungen
Einen weiteren Rückgang der Industrie-Arbeitsplätze befürchtet
auch der Direktor des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn.
"Generell müssen Industriearbeiter in allen Branchen langfristig um
ihre Jobs fürchten", sagte Sinn der Zeitung. Die Herstellung der
Vorprodukte mit ihren vielen Arbeitsplätzen gehe in Deutschland mehr
und mehr verloren, alle Kraft konzentriere sich auf die Endstufen.
Dort entstünden viele Stellen für Ingenieure und Manager, aber nicht
mehr genug für die Arbeiter.
Aufholbedarf
Ähnlich äußerte sich der Direktor des Hamburgischen
Weltwirtschaftsinstituts, Thomas Straubhaar. "Konsummassenartikel wie
Schuhe, Kleider, günstige Fahrzeuge und einfache Elektrogeräte können
in Deutschland nicht konkurrenzfähig hergestellt werden", sagte er
dem Blatt. Für die gering qualifizierten Beschäftigten sehe es bitter
aus. "Selbst im Wirtschaftsaufschwung sind sie vom
Arbeitsplatzverlust bedroht, weil die Jobs in Billiglohnländer
abwandern." (APA/Reuters)