Rechtskonservativ
Und es waren nicht mehr die Themen Homosexualität und ein möglicher EU-Beitritt der Türkei, bei denen er etwas länger überlegte. Mit diesen Themen hatte er das Image des rechtskonservativen Politikers bekommen. Seine Wahlkampfmanagern Claudia Babel hatte vorbereitet. Seine Erklärungen: Der Sager über das Bollwerk gegen die Türken sei falsch verstanden worden und bei Homosexuellen, für die er einst hoffte, dass der Glaube ihnen helfen könne, habe er sich bereits entschuldigt: Bei dem Thema tue er sich eben schwer. Nagl war 39, als er 2003 das erste Mal Bürgermeister wurde. Nicht das erste Amt, das ihm jung in den Schoß fiel. Er heiratete mit 18 seine Frau Andrea, wenige Monate später bekamen die Nagls ihr erstes von vier Kindern. Die frühe Vaterschaft bremste seine Karriere kaum. Nagl studierte Betriebswirtschaftslehre und wurde mit 25 Jahren Geschäftsführer des elterlichen Betriebes für Haushaltswaren. „Irgendwie war das fast kitschig“, erinnert sich eine Studienkollegin, „er war fesch, hatte Frau, Kinder, eine Firma – und war allen sympathisch.“ In die Politik kam Nagl 1996 über den Umweg der Innenstadt-Geschäftsleuteinitiative „InIn“. Nach kurzer Zeit zog er als Finanz- und Kulturstadtrat in den Grazer Stadtsenat ein, das war 1998. Nach 18 Jahren holte sich die VP dann 2003 mit ihm den Bürgermeistersessel von der SPÖ zurück. So jugendlich Nagl auch aussieht, er pflegt durchaus althergebrachte Traditionen. Unter dem Vulgonamen „Stadtbauer“ ist er Teil der vom Grazer Bürgertum 1883 gegründeten Gemeinschaft die „Oberlandler z’ Graz“, in denen sich Handelstreibende als Bauern „verkleiden“ und für karitative Zwecke Geld sammeln. Eine Männerseilschaft.