Die Mediaprint ("Kronen Zeitung" und "Kurier") hat nach langer Suche seit Ende 2007 mit Thomas Kralinger, Franz Prenner und Bernhard Schneider wieder eine komplette Geschäftsführung. Schneider, der für die deutsche WAZ in der Mediaprint sitzt, wertet die Bestellung des Trios im APA-Interview als "Zeichen des Neustarts, dem alle drei Gesellschafter zugestimmt haben". Künftig gehe es darum, nicht nur wirtschaftlich sondern auch redaktionell an einem Strang zu ziehen, erklären die Geschäftsführer.

"Die Gesellschafter waren mit der Situation unzufrieden und haben mit relativ viel Aufwand einen Neustart begonnen", so Schneider. Neben der neuen Geschäftsführung habe man bereits vor einigen Monaten ein Unternehmensberatungsteam engagiert, das die Schwächen und Stärken der Mediaprint, die als gemeinsame Anzeigen- und Vertriebsgesellschaft von "Kronen Zeitung" und "Kurier" agiert, auslotet und den wirtschaftlichen Weg in die Zukunft skizziert.

Kündigungsmöglichkeit der "Badener Verträge"

Angesprochen auf die Kündigungsmöglichkeit der "Badener Verträge" meinte Schneider: Diese im Jahr 1988 geschlossene Vereinbarung, in der die Mediaprint von den Gesellschaftern Dichand, WAZ und Raiffeisen auf 20 Jahre als Risiko- und Gewinngemeinschaft fixiert wurde, wäre heuer erstmals aufkündbar. Dass das geschieht hält Schneider für unwahrscheinlich. Er geht vielmehr davon aus, dass man die Chance nützen wird und "den Kündigungstermin zum Anlass nimmt, um etwaige noch vorhandene Dissonanzen zu beseitigen".

Darüber, ob es - wie von "Krone"-Hälfteeigentümer Hans Dichand gewünscht - Änderungen beim Gewinnschlüssel geben könnte, wollte sich das Geschäftsführer-Trio nicht äußern. "Das geht uns nichts an. Unser Job ist es, in den Topf, um den sie sich streiten, möglichst viel Geld hineinzufüllen", so Schneider. Derzeit beläuft sich die Gewinn-Aufteilung in der Mediaprint auf 70 Prozent für die "Kronen Zeitung" und 30 Prozent für den "Kurier".

Ausbau der Online-Aktivitäten, gemeinsame Geschäftsmodelle für die Printmarken

Die neue Mediaprint-Geschäftsführung will in nächster Zeit vor allem zwei Projekte angehen: Den Ausbau der Online-Aktivitäten und neue gemeinsame Geschäftsmodelle für die Printmarken. Vorstellbar sind laut Prenner "gemeinsame magazinartige Supplements zu bestimmten Themen und Zielgruppen, die beiden Titeln beiliegen". Wenn es sowohl für "Kronen Zeitung" als auch für den "Kurier" dadurch zu einem kommerziellen Gewinn kommt, "dann sollten wir das unbedingt machen", so der ehemalige ATV-Chef und nunmehrige Vertreter der "Kronen Zeitung".

"Kronen Zeitung" und "Kurier" streben Rückkehr in ÖAK an

Eine hauseigene Gratistageszeitung der Mediaprint werde es vorerst nicht geben. "Natürlich werden wir den Markt prüfen, ob da noch Platz für eine Gratiszeitung ist, aber im Grunde ist das derzeit nicht unser Kerngeschäft", so Mediaprint- und "Kurier"-Geschäftsführer Kralinger. Schneider ergänzte: "Dazu gibt es eine ganz eindeutige WAZ-Meinung: Wir haben mit 'Krone' und 'Kurier' zwei gute Zeitungen mit überregionaler Bedeutung."

Ähnlich ist die Haltung der Mediaprint auch in Hinblick auf die Bündelung von Aktivitäten mit anderen Verlagshäusern am Gratiszeitungsmarkt: Es habe hier fortgeschrittene Gespräche zwischen Mediaprint, "Salzburger Nachrichten", "Oberösterreichischen Nachrichten" und der Styria Medien AG gegeben, bestätigte Schneider. Plan war es, sich im Gratiszeitungsbereich zu einer gemeinsamen Vermarktungsgesellschaft zusammenzutun, um bundesweit Anzeigen schalten zu können. "Das neue Mediaprint-Management hat sich dann aber überlegt, weshalb man neben der Plattform 'Krone' und 'Kurier' eine weitere Plattform aufmachen soll. Wir hätten uns das Leben nur schwer gemacht", so Schneider.

Die Anstrengungen werden sich daher vorerst auf das eigene Haus richten. "Es ist unsere Aufgabe, das Unternehmen wieder auf eine Gewinnebene zurückzuführen, wo es den Kapitalgebern Spaß macht zu investieren und den Verlegern Spaß macht, Verleger zu sein", meinte WAZ-Mann Schneider. Klagen wolle man aber nicht. Der Umsatz der Mediaprint bewege sich auf hohem Niveau - bei rund 500 Millionen Euro. Abonnentenzahlen und Anzeigen hätten im Vorjahr Rekordwerte erreicht, meinte Prenner.

"Österreich" habe nicht geschadet

Der Markteintritt der Tageszeitung "Österreich", die im September 2006 gestartet hat, habe der Mediaprint "nicht geschadet", meinte Prenner. Im Gegenteil habe "Österreich" den Markt weiter belebt, "uns geht es so gut, dass wir sagen können: Wir haben von dem Markteintritt auch profitiert", so Prenner.

Einen Schulterschluss will man bei der gemeinsamen Ausweisung der Auflagenzahlen finden. Die Mediaprint ist vor rund einem Jahr aus der ÖAK ausgetreten: "Unser klares Ziel ist die Rückkehr zur alten ÖAK", meinte Prenner und Kralinger ergänzte: "Man sollte dieses Instrument noch nicht verloren geben." Knackpunkt sei derzeit die Ausweisung und Limitierung von Großverkäufen. "Wenn dieses Problem gelöst ist, wird alles andere nur noch eine Kleinigkeit sein", meinte der "Kurier"-Vertreter. Noch im Jänner soll eine nächste ÖAK-Vorstandssitzung stattfinden. Sollte man sich dabei nicht einigen können, ist es für Kralinger vorstellbar, auch weiterhin gemeinsam mit dem News-Verlag in der Medien-Auflagenkontrolle auszuweisen. "Das ist auch keine schlechte Variante, die Ausweisung ist transparent und es gelten mindestens die gleichen Qualitätskriterien wie in der ÖAK."

Verbesserungsbedarf bei Media Analyse

Verbesserungsbedarf ortet die Mediaprint-Führung bei der Media-Analyse. "Wir sind sehr aufgeschlossen, dieses System zu modernisieren und aktualisieren. Allerdings ist das in einem derart großen Verein schwer durchführbar", sagte Prenner. Wünschenswert wären neue Messmethoden statt der bisher gängigen Konsumenten-Befragung. Die Initiative der Mediaagentur Mediacom mit dem Mediascan sei ein Schritt in eine neue Richtung, aber sicher noch nicht das Ende der Diskussion.

Bernhard Schneider war vor seinem Engagement bei der Mediaprint Geschäftsführer der WAZ-Beteiligung Europress Holding in Zagreb. Er hat in der Mediaprint Hansjörg Fondermann ersetzt. Der ehemalige ATV-Geschäftsführer Franz Prenner wechselte Ende 2007 vom Fernsehen in den Printbereich. Er ist für die Anliegen der "Kronen Zeitung" verantwortlich und hat in dieser Funktion Angelika Serschön beerbt. Thomas Kralinger war bis Mitte vergangenen Jahres Generalsekretär der Verlagsgruppe News und hat im September die Agenden von "Kurier"-Geschäftsführer Hans Georg Otto übernommen. (Das Interview führten Julia Schnizlein und Johannes Bruckenberger/APA)