Ministerin Schmied freut sich: 64 Schulen wagen es im kommenden Herbst, die "Neue Mittelschule" zu testen. Zu den mutigen Bildungseinrichtungen zählen allerdings 63 Hauptschulen – und nur eine AHS. Eine echte "Gesamtschul-Region" wird es deshalb vorerst nicht geben.

Die Panik-Mache einiger AHS-Lehrer-GewerkschafterInnen im Sommer zeigt also Wirkung: Sie fürchteten um ihr Geld - und hinter vorgehaltener Hand auch um ihren friedlichen Arbeitsplatz - wenn sie sich auf eine Zusammenarbeit mit der Hauptschule einlassen müssten. Unterrichtsministerin Schmied ließ ihnen deshalb die freie Wahl, an einem Versuch mitzumachen, oder eben auch nicht.

Das Resultat: Die Versuchsschulen werden zwar von Partnerschulen, unter denen sowohl Gymnasien als auch Handelsakademien zu finden sind, unterstützt. Was sich in den Modellregionen bewegt, wird den AHS jedoch egal sein. Denn solange ihnen Angst vor der Hauptschule eingeredet wird, werden sie nicht ihren Elfenbeinturm verlassen. Den Eltern bleibt außerdem die Wahl zwischen AHS und Schulversuch. Langfristig setzt sich die Selektion trotz eines Reförmchens weiter fort.

Mit oder ohne AHS – die mutigen Schulen werden dennoch gewinnen. Selbst wenn sich die Schulversuche als Flop rausstellen, sind sie Gewinner. Denn die Hauptschulen haben ihren Willen zur Reform deutlich gezeigt. Und in Sachen Mut und Reform sollten die AHS-LehrerInnen Nachhilfeunterricht bei ihren KollegInnen in der Hauptschule nehmen. ( Elisabeth Oberndorfer /derStandard.at, 21. Jänner 2007)