ModeratorIn: Wir begrüßen Katrin Strauch zum Thema Impfen bei uns im Chat und bitten unsere Userinnen und User um ihre Fragen.

Katrin Strauch: Als Vertreterin der österreichischen Gesellschaft für homöopathische Medizin freue ich mich Ihnen zu Unsicherheiten beim schwierigen Thema der Impfentscheidung behilflich sein zu können.

Userfrage per Mail: Meine Frage ist folgende: ich habe einen 4,5 Monate alten Sohn und unsere Kinderärztin empfiehlt ihn gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Ist dies sinnvoll? Wieso werden manche Impfungen (zB Rotarvirus, 6fach-Impfung..) vom Staat bezahlt, andere w

Katrin Strauch: Die Pneumokokkenimpfung stellt einen Schutz vor eitriger Lungenentzündung, Gehirnhautentzündung und Mittelohentzündung dar. Es handelt sich um ein Bakterium und um einen weit verbreiteten Keim der bei jedem 2. Menschen in der Mundflora vorkommt. Der Keim ist auf Antibiotika (Penicillin) empfindlich. Es gibt über 90 verschiedene Serotypen des Keimes mit unterschiedlicher Gefährlichkeit und weltweit unterschiedlicher Verbreitung. Der Impfstoff enthält 7 Serotypen (die in den USA häufigsten). Durch die Impfung gegen Pneumokokkeninfektionen schützen Sie Ihr Kind nicht generell vor den oben genannten Erkrankungen sondern nur vor den wenigen Serotypen die im Impfstoff enthalten sind. Die Entscheidung liegt daher bei Ihnen.

Rafaela: wieso werden impfungen empfohlen, die eigentlich umstritten sind? z.b. auch die 6-fachimpfung für babys- ein befreundeter apotheker empfahl mir vor 5 jahren lieber die 5-fach-impfung für meine tochter und später hepatitis a+b impfen. meine kinderärz

Katrin Strauch: Meiner Information nach ist der 5-fach Impfstoff derzeit in Österreich uneingeschränkt erhältlich. Im 6-fach Impfstoff ist zusätzlich die Komponente gegen Hepatitis B enthalten. Hepatitis B ist eine virale Erkrankung, gegen die es keine kausale Behandlung gibt. Die Ansteckung erfolgt ausschließlich über Blut und Sexualkontakt und betrifft vorwiegend Risikogruppen. Eine Impfung im Säuglingsalter dient eher der Durchführung eines gesundheitspolitischen Programms. Eine Impfung ist meiner Meinung nach frühestens ab der Pubertät zu erwägen.

Userfrage per Mail: Wie viel Sinn macht eine 6er Impfung bei Kleinkindern? Wann ist ihrer Meinung nach der beste Zeitpunkt dafür? Wie gut sind diese Impfungen getestet? Welche Reaktionen können nach einer solchen Impfung auftreten?

Katrin Strauch: Zum besten Zeitpunkt: Schutzimpfungen sind Eingriffe in die Regulation des Immunsystems. Das Immunsystem der Säuglinge im ersten Lebensjahr ist noch weitgehend unreif. Gerade Impfungen in den ersten 2 Lebensjahren nehmen messbaren Einfluss auf die Differenzierung bestimmter menschlicher Immunzellen (T-Lymphozyten) und zwar im Sinne einer allergieassoziierten Immunreaktion (Barrios 1996, Rowe 2000). Es gibt Impfungen (Keuchhusten, Hämophilus) deren Verabreichung zum frühest möglichen Zeitpunkt durchaus Sinn macht, da die Erkrankungen gerade bei jungen Säuglingen gefährlich verlaufen können.

kalind: Es gibt einige Eltern, die ihre Kinder nicht mehr impfen lassen. Wie kann man das nur tun? Wo doch das flächendeckende Impfen viele Kinderkrankheiten zum Verschwinden gebracht hat.

Katrin Strauch: Der Trend der Empfehlungen immer mehr Impfungen zu einem immer früheren Zeitpunkt lässt viele Eltern unsicher werden. Es gibt verschieden Gründe für eine Impfung. Einerseits der Schutz des Impflings, andererseits zusätzlich der Schutz der Gemeinschaft. Es gibt auch globale gesundheitspolitische Überlegungen bestimmte Krankheiten auszurotten (z.B. Polio, Masern, Röteln) sowie ökonomische Überlegungen. Selbst mit breit angelegten Impfprogrammen erreicht man selbst in Europa meist keine ausreichende Durchimpfung (das hieße über 90%). Die Ausrottungsprogramme ließen sich in der Praxis bisher nicht verwirklichen.

Micaela Marquee: Raten Sie zur "Zecken-Impfung"?

Katrin Strauch: Jede Impfentscheidung sollte vor einem individuellen Hintergrund getroffen werden. Eine ausführliche Aufklärung seitens des Arztes des Vertrauens ist notwendig. Die Zeckenimpfung wird älteren Personen (ca. ab dem 50 Lj.) unbedingt empfohlen, weil die Komplikationen der Erkrankung mit fortgeschrittenem Lebensalter zunehmen.

Hampelmann: Mich interessiert was statistisch gesehen wahrscheinlicher ist. ein Zeckenbiß (infizierter) oder eine Erkrankung an einer der vielen Nebenwirkungen?

Katrin Strauch: Die Gefahr nach einem Zeckenstich in einem Endemiegebiet einen bleibenden Schaden davon zu tragen beträgt ca. 1:80 000, die Gefahr eines Schadens durch die Impfung beträgt ca. 1:32 000, ernste Impffolgen treten ca. bei 1 von 5000 geimpften auf (Arzneitelegramm 1994,1995).

Herbert Lauritz: Ich war schon seit ca. 7 bis 8 Jahren nicht mehr Zecken impfen? Wie lange hält der Impfstoff und muss ich jetzt wieder von vorne anfangen?

Katrin Strauch: Jede Impfung zählt. eine neuerliche Grundimmunisierung ist nicht notwendig. Meiner Erfahrung nach hält der Antikörper Titer länger als das empfohlene Intervall. Sie können in jedem Labor eine Titerbestimmung durchführen lassen. Das längste mir bekannte Intervall bei der Zeckenimpfung bei der noch Impfschutz vorhanden war betrug 16 Jahre. Die Reaktionslage des Organismus ist individuell.

D. H.: Meine Kinder (3 und 5 Jahre) sind nicht geimpft. Welche Impfungen würden Sie auf jeden Fall empfehlen?

Katrin Strauch: Es gibt sicherlich Gründe die Sie bewogen haben Ihre Kinder bislang nicht zu impfen. Eine generelle Impfempfehlung ist mir als Homöopathin schwer möglich. Die Entscheidung richtet sich immer nach dem Individuum und soll nach eingehender ärztlicher Beratung und Aufklärung erfolgen.

Userfrage per Mail: Wir haben unserer Tochter zwei der dreiteiligen HPV-Impfungen zukommen lassen und sind jetzt darüber verunsichert ihr auch den dritten Teil impfen zu lassen oder abzubrechen – wozu raten Sie?

Katrin Strauch: Nach dem momentanen Stand der Informationen würde ich vorerst abwarten.

Rafaela: welche impfungen würden sie quasi "uneingeschränkt empfehlen", sind also wirklich unbedingt nötig?

Katrin Strauch: Ich denke, dass in unseren Breiten ein Tetanusimpfschutz in jedem Fall empfehlenswert ist.

hydi: Würden Sie zur HPV-Impfung raten?

Katrin Strauch: Die Impfstoffe sind erst seit relativ kurzer Zeit zugelassen. Es sind eine Vielzahl von unerwünschten Nebenerscheinungen berichtet worden. Man impft gegen 4 Stämme von über 90 HP-Viren. Ca. 19 davon werden als krebserregend eingestuft, 2 der im Impfstoff enthaltenen Stämme zählen zu diesen 19. Die Impfung wird für Jugendliche ab dem 12. Lebensjahr empfohlen. Es liegen jedoch weder Studien über diese Altersgruppe noch über Langzeitwirkungen vor. Für eine ausführliche kritische Stellungnahme verweise ich Sie auf www.individuelle-impfentscheidung.de.

schick: Angenommen, Sie haben eine Tochter - würden Sie sie HPV-Impfen lassen?

Katrin Strauch: Nein. Ich bin Mutter zweier Töchter (6 und 11 Jahre).

schick: Wissen Sie ob es europaweit noch mehr Komplikationen nach der HPV-Impfung aufgetreten sind?

Katrin Strauch: Ja. Sie finden Hinweise und Studienverweise unter der oben genannten Internetadresse unter HPV.

Angelika70: Der aufmerksame Medienrezipient bekommt immer mehr dern Eindruck, dass die großflächigen Werbungen und Empfehlungen für das Impfen nur dazu dient, den Gewinn der Pharmakonzerne anzukurbeln. Wie stehen sie dazu?

Katrin Strauch: Das ist sicher ein beachtenswerter Punkt. Interessant ist es auch, wenn man verfolgt wer welche Studien in Auftrag gibt, bzw. finanziert.

Leukozyt: Meine vier Kinder haben gerade Keuchhusten. Drei von ihnen (11, 5, 3J) sind dagegen geimft worden, der Kleinste (1J) nicht. Die Symptome sind bei allen exakt gleich. Wie soll man da glauben, daß die ganze Impferei NICHT bloß Geldmache-Propaganda der

Katrin Strauch: Die Keuchhustenimpfung weist lediglich bei ca. 70% der Geimpften ausreichenden Schutz auf. Der Impfschutz nimmt nach ca. 5 Jahren signifikant ab. Man ist erst seit kurzem dazu übergegangen Kinder im Schulalter wieder gegen Keuchhusten aufzufrischen und das obwohl es diese Impfung seit über 40 Jahren gibt.

Manni Baum: Wenn man in die Vergangenheit schaut wurden die Entwickler der damaligen Impfstoffe wie Helden gefeiert, seit einigen Jahrzehnten jedoch ist eine wahnsinnige Impfmüdigkeit zu beobachten. Ist das ihrer Meinung nach auch eine Tatsache die von der mome

Katrin Strauch: Früher wurde gegen ca. 3-5 Erkrankungen geimpft. Heute werden jungen Eltern ca. 16 Impfungen empfohlen. Außerdem gibt es Berichte über Langzeitfolgen von Impfungen (chronische Krankheiten wie Diabetes, MS, ...) und das lässt viele Eltern skeptisch werden.

Aracni Santini: Meningitis Impfung: Sind da Stämme drinnen, die es bei uns gibt?

Katrin Strauch: Es gibt 12 verschiedene Gruppen von Meningokokken. Der Meningitisstamm gegen den geimpft wird kommt bei uns vor (Meningokokkenstamm C). Allerdings werden 70% der Erkrankungen von Meningokokken der Gruppe B ausgelöst, gegen die es unverändert keinen wirksamen Impfstoff gibt. Ca. 20% der Erkrankungen werden durch Meningokokken C hervorgerufen.

nomind: Mich würde es interessieren, ob es stimmt, dass einige Menschen sehr empfindlich auf die Grippe-Impfung reagieren bzw. ich habe von einigen Fällen gehört, die danach trotzdem krank wurden

Katrin Strauch: Die Grippeimpfung schützt nicht vor grippalen Infekten sondern nur vor Influenza. Daher ist es durchaus möglich und wahrscheinlich dass geimpfte Personen an anderen Infekten erkranken. Die Reaktionen auf Impfungen sind sehr unterschiedlich und es kann durchaus vorkommen, dass sie im Einzelfall nicht gut vertragen werden.

Saurer Zivi: Können Sie einen Literaturtipp für den interessierten, gebildeten Laien geben, der umfassend über Impfentscheidungen in allen Lebensstufen informiert?

Katrin Strauch: Martin Hirte "Impfen - Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung" vom Knaur Verlag, bzw. www.impf-info.de.

ModeratorIn: Leider konnten wir nicht alle Fragen beantworten. Wir danken Katrin Strauch fürs Kommen und unseren UserInnen für die vielen interessanten Fragen.

Katrin Strauch: Danke für die Einladung und für die kritischen Fragen der UserInnen.